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Weltmeister des Aussitzens (Fußball allgemein)

Will Kane, Saarbrücken, Montag, 19.11.2018, 19:15 (vor 1978 Tagen) @ FullHD

FAZ

Treffende Analyse des aktuellen Agierens der Verantwortlichen rund um die Nationalmannschaft. Ein Phänomen, das mir selbst auch am Wochenende auffiel: Löw spricht nun davon, die nächste Generation "langsam heranzuführen", weil sie Zeit bräuchten, sich als Nationalspieler zu entwickeln. Als hätte er E-Jugendspieler vor sich und nicht Spieler, die schon erhebliche Erstligaerfahrung vorweisen können. Damit versucht er nur geschickt zu überdecken, dass er nach wie vor nicht den Mut hat, ein paar Altgediente mal wirklich konsequent auf die Bank zu setzen bzw. gar auszumustern.


Was bei genauer Betrachtung eigentlich das größte Eigentor ist, was sich Löw machen kann. Ihm stehen u-Nationalmannschaften mit entsprechend geförderten Kickern zur Verfügung und es ist sein Job auch neue Spieler in den Kader einzubauen, das hat er ja offenbar nicht gemacht. Sonst hätte er jetzt Spieler,die er ohne Probleme aufstellen könnte.

Hat er mit der kompletten Confed Cup Truppe doch.
Und ich glaube Gnabry und Sane waren da zB gar nicht bei.

Havertz jetzt da als Stammspieler reinzuschmeißen wäre natürlich dämlich.

Aber mit Sane, Werner, Gnabry, Draxler, Goretzka, Kimmich, Rüdiger, Süle, Ginter, Tah, Can und ter Stegen steht die nächste Generation doch schon bei Europas Topteams unter Vertrag und regelmäßig aufm platz


Aber genau das ist doch das Eigentor. Er hat genug Turniere und Spiele gehabt, in denen sich die Spieler an die Nationalelf gewöhnen hätten können.
Warum lässt er jetzt nicht einfach diese jungen Spieler ran?
Denn mit den alten Spielern hat es ja auch zu einer blamablen WM und dem Abstieg in der Nationsleague gereicht. Schick halt die jungen Spieler auf den Platz und schick so Leute wie Müller in "Rente". In 2 Jahren hat man zur EM dann eine "gewachsene" Mannschaft und hat dann keine Spieler a la Hummels, Müller und Co mehr drin, die man ja bei "ihrem letzten großen Turnier" auch nochmal mitnehmen muss...

Ich persönlich bin der Meinung, dass der personelle Umbruch dem Bundestrainer weniger Kopfzerbrechen macht als die mMn eigentliche, übergeordnete Fragestellung, auf die Jogi Löw noch keine Antwort hat: Welche Art von Fußball soll die Nationalmannschaft spielen?

Schaut man sich die letzten beiden Großturniere (EM 16; WM 18) an, so fand eine Ablösung des eher offensiven Ballbesitzfußball zugunsten des eher defensiven Konterfußballs statt (grob gesprochen). Im Finale der EM 16 standen mit Portugal und Frankreich zwei Mannschaften im Finale, die mehr vom Spiel gegen den Ball geprägt waren als vom Spiel mit dem Ball. Im Halbfinale gegen Frankreich war deutlich zu erkennen, wie schwer sich die deutsche Nationalmannschaft gegen ein stark defensiv eingestellte französische Mannschaft tat. Im Endspiel der WM 18 siegten die auf Balleroberung und schnelle Konter ausgerichteten Franzosen über die auf das Spiel mit dem Ball fokussierten Kroaten. Wie lange dieser Trend anhalten wird, bleibt abzuwarten.

Schaut man sich die jetzt die jüngeren deutschen Spieler an, die aktuell diskutiert werden, dann stehen diese eher für schnelles Umschaltspiel / Pressing/ Konterfußball als für dominanten Ballbesitzfußball. In der ersten Halbzeit gegen Russland konnte man erkennen, dass dies durchaus erfolgreich praktiziert werden kann. Ob Löw allerdings die Konsequenz besitzt wie beispielsweise Deschamps, voll auf eine solche Spielweise zu setzen und ob dies auch sinnvoll wäre, ist eine andere Frage. Bei den Clubs, aus denen sich die Nationalspieler häufig rekrutieren, wird eher der Typus ‚schnelles Umschaltspiel’ präferiert (Leverkusen, Leipzig, Dortmund, Hoffenheim, Gladbach); aber auch Spieler wie Sané sind dann am effektivsten, wenn sie ihre Geschwindigkeit auf den Platz bringen können. Das Gros der Nationalspieler stellen allerdings meistens die Bayern - und die stehen aktuell im Prinzip vor einem ähnlichen Problem wie Löw selbst.

Als vor ein paar Jahren der Bundesligazweikampf zwischen den Bayern und dem BVB auf dem Höhepunkt war, da war es auch der Kampf zweier unterschiedlicher fußballerischen Ansätze (auch wenn Don Jupp clevererweise Anleihen bei Kloppo machte). Löw ließ (mMn durchaus nachvollziehbarerweise) die BVB-Spielweise für die Nationalmannschaft weitgehend außen vor und setzte (mMn ebenfalls nachvollziehbareres) nur auf diejenigen BVB-Spieler, die sich fußballerisch jenseits des BVB-Stils in sein (an Bayern angelehntes) Spielkonzept eingliedern ließen. Aber gerade jetzt, wo die Nationalmannschaft eine fußballerische und daraus folgernd auch eine personelle Erneuerung benötigt, ist die fußballerische Ausrichtung der Bayern nicht klar zu identifizieren und desgleichen nicht, wie deren Zukunft aussehen soll.

Löw muss jetzt eine Grundsatzentscheidung treffen und er hat keine Blaupause, an der er sich orientieren kann. In einer solchen Situation ist Entscheidungsstärke und auch Mut gefragt. Zwei Eigenschaften, die der Bundestrainer nach meinem Eindruck bislang eher weniger erkennen ließ.


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