Der Fußball am Sonntag - Thread (Spieltage)

Man darf sich aber auch in der Sphäre der Probabilität bewegen, was die möglichen Unfallszenarien an einer Rennstrecke betrifft. Grosjean ist da schlicht völlig gegen den Fluss des Verkehrs gefahren, an einer Stelle, die längst zur Gerade gehört, wo ein Abkommen in diesem spitzen Winkel schon beinah bewusst herbeigeführt werden muss.

Man kann nicht ausnahmslos jede Unfallsituation von vornherein ausschließen. Dafür sind im Motorsport zu hohe Kräfte am Werk. Für solche unplanbaren "freak accidents" wiederum ist das absurd hohe Level der passiven Sicherheit der Autos zuständig.

Bin jedenfalls auf die technischen Untersuchungen des Autos gespannt. Noch ist ja z.B. nicht einmal klar, was genau das Feuer ausgelöst hat. Es war unmittelbar nach dem Unfall die Rede davon, dass der Feuerball für 100 Kilogramm Benzin erstaunlich klein war, und dass da lediglich ein Zwischenbehälter oder eine Treibstoffleitung gerissen sein könnte, deren Inhalt (ein paar Liter) sich entzündet hat. Einige US-Motorsportserien schreiben aus Brandschutzgründen die Verwendung von Treibstoffen mit hohem Ethanolanteil vor. Das Zeug verpufft bei einer Entzündung sofort, anstatt überall kleben zu bleiben und ewig lange weiterzubrennen. Die geringere Energiedichte verglichen mit Benzin fällt bei 500-Meilenrennen mit zahlreichen Boxenstopps auch nicht so sehr ins Gewicht.

man hätte die strecke so gestalten können, dass die barriere weiter von der fahrbahn entfernt steht. da ist außenrum nichts, was zu platzproblemen führen könnte

da ist ein Graben im Feld

Die Frage wäre, will man das Durchschlagen in Zukunft durch Veränderungen an der Leitplanke verhindern oder ergeben die Untersuchungen, dass im speziellen Fall das Material nachgieber war, als bspw. beim Kubica-Unfall.

Ganz grundsätzlich möchtest du ja Streckenbegrenzungen, die nachgeben und dadurch Energie abbauen. Deswegen stehen an Stellen mit erhöhter Wahrscheinlichkeit eines Einschlags mit hoher Geschwindigkeit auch Reifenstapel, Wassertanks oder Schaumstoffblocks vor der eigentlichen Mauer.

Gerade dieses Schaumstoffzeug wird z.B. auf den Ovalkursen Nordamerikas immer häufiger verwendet, wo die Geschwindigkeiten noch viel höher sind. Einziges "Problem" ist jedoch die Brennbarkeit; ich meine, beim GP von Russland (?) hatten wir dieses Jahr schon eine Situation, in der eine brennende Batterie eines in die Absperrung geknallten Autos einen kleinen Brand ebenjener Absperrung auslöste, was langwierige Reparaturmaßnahmen nach sich zog. Das ist allerdings nur in Extremfällen wirklich problematisch, weil Unfälle mit offenem Feuer einfach vernachlässigbar selten vorkommen.

Während der gestrigen Übertragung meinte einer der Kommentatoren, dass die Leitplanken absichtlich nachgebend gebaut werden. Was ja im Grunde auch Sinn machen würde, da durch das Nachgeben Aufprallenergie abgebaut wird.

Ich verfolge die Formel 1 schon lange. IC bin mir sicher, so einen Unfall wie Gestern hätte noch vor 2 Jahren den sicheren Tod des Fahrers zu Folge gehabt.
Ich finde es unfassbar wie verhältnismässig sicher diese Fahrzeuge mittlerweile konstruiert sind. Dennoch gibt es immer wieder neue Situationen, wo die Technik an ihre Grenzen stösst.
Ebenfalls Gestern meinte auch jemand, dass man das Thema Brandschutz neu angehen müsse, da man mit den Batterien dieser Hybridfahrzeuge bislang wenig Erfahrungen hat....
Die Treibstofftanks sind ja mittlerweile extremst gesichert.

Mich macht es sprachlos und ich würde nach den Bildern heute in keines der Autos da steigen.

Je mehr Einzelheiten gezeigt werden, umso mieser ist das alles gerade. Der war so lange im Feuer. Unglaublich. Hoffentlich kommt da nicht noch etwas Internistisches nach

Ab dem Moment wo fest stand das es so gut ausgegangen ist habe ich mich dafür gehasst, dass ich die Sache auch wegen der Unfälle schaue. Nen schöner Rempler, verbogene Fahrzeugteile usw. finde ich unterhaltsam, aber man blendet aus dass auch sowas bei rum kommen kann.

Ich würde lieber in ein F1 Auto steigen als im Winter Morgens bei Regen mit dem Fahrrad durch eine deutsche Großstadt zu fahren...

Das wird vermutlich beides in meinem Leben niemals passieren.

Hexenverbrennung im 21. Jahrhundert:
Tod/Auslöschung durch/in Sozialen Medien. Meistens hervorgerufen durch nicht mainstreammäßige - oder unbedachte - Äußerungen in der Öffentlichkeit.
Die Inquisition im 21. Jahrhundert definiert sich anlassbezogen selbst.

Ist Steffen Freund etwa tot / ausgelöscht? Oder übertreibst du einfach nur in deinem Post, der eine vermeintliche Übertreibung anprangern will?

Ich weiß was Du sagen wolltest, historisch ist es trotzdem falsch- die Inquisition war vor allem eingerichtet worden um "Abweichlern" beizukommen und damit den auch ziemlich weltlich geprägten Machtanspruch der römisch-katholischen Kirche durchzusetzen und richtete sich vor allem gegen Menschen, die gerade auch theologisch gegen die offizielle Theologie des Pabstes argumentierten.

Opfer waren zuerst andere Glaubensgemeinschaften sowie die ersten Protestanten. Die "Magie" als Anklage spielte nur eine sehr untergeordnete Rolle.

Vor diesem Hintergrund finde ich den Vergleich von Dir abwegig: Herr Freund ist nicht den Machtinteressen einer ziemlich mächtigen, fast schon alles beherrschenden Institution tapfer entgegen getreten sondern er hat einfach unbedacht und wahrscheinlich unbedarft einen ziemlichen Scheissendreck geschwafelt.

Das der in der Kakophonie der heutigen Zeit dann aufgeregt diskutiert wird ist ein Merkmal eben dieser Zeit.

Ein Opfer einer modernen Inquisition ist er ganz sicher aber nicht.

Ach Gottchen.

Freund hat mit seiner Aussage mitten in die Kacke gegriffen. Und als Ergebnis steht er jetzt im Shitstorm. Aber ihn jetzt zum Opfer einer Inquisition zu machen, das passt irgendwie in eine Reihe von hanebüchenen Vergleichen der letzten Tage.

Hexenverbrennung im 21. Jahrhundert:
Tod/Auslöschung durch/in Sozialen Medien. Meistens hervorgerufen durch nicht mainstreammäßige - oder unbedachte - Äußerungen in der Öffentlichkeit.
Die Inquisition im 21. Jahrhundert definiert sich anlassbezogen selbst.

Man kann darüber diskutieren inwieweit die öffentliche Reaktion übertrieben ist. Aber wer sich vor einem Millionenpublikum derart äußert, kann doch von so einer Reaktion nicht überrascht sein? Dagegen gibt es ein gutes Mittel: weniger Kacke reden.

Steffen Freunds Karriere als Talkshow Gast wird nicht zu Ende sein. Vermutlich wird er in den nächsten Wochen etliche rote Teppiche ausgelegt bekommen, um sich zu erklären. Er wird nicht am lebendigem Leibe verbrannt, weil er auf einem Dorffest gegen die Mainstream Meinung gesprochen hat. Der Vergleich könnte unpassender nicht sein.

Ich sehe hier keine Hexenjagd. Freund hat in der Aussage rassistische Stereotype offenbart und das wurde so benannt. Das war so gesehen auch kein völlig außergewöhnlicher Vorfall. Rassistische Stereotype und Strukturen sind in der Gesellschaft allgegenwärtig und wer in dieser Gesellschaft sozialisiert wird, kann sich davon auch nicht ganz frei machen (gilt für mich genauso wie für Steffen Freund). Wichtig ist vor allem, dass man das reflektiert und sich selbst hinterfragt, insbesondere wenn man darauf hingewiesen wird. Freund zieht sich in seinen Erklärungen darauf zurück, er sei missverstanden worden, was nach meinem Eindruck nicht der Fall ist. Ich glaube es haben alle verstanden, was er sagen wollte. Er selbst ist allerdings noch nicht in der Lage, das wirklich zu reflektieren. Deshalb ist Kritik auch angebracht. Freund selbst und Leuten aus der Branche, die ihm jetzt zur Seite springen, geht es jetzt darum klar zu stellen, dass Freund kein Rassist ist. Die meisten Kritiken, die ich wahrgenommen habe, haben das aber auch gar nicht behauptet. Es ist schon klar, dass Steffen Freund weder durch und durch rassistisch, noch ein Nazi ist. Aber auch Menschen, die nicht durch und durch rassistisch sind, sagen oder denken manchmal rassistische Dinge. Weil Rassismus eben sehr weit verbreitet ist. Die Debatte wird dann aber häufig verkürzt auf die offensichtlichen Rechtsradikalen von der AfD auf der einen Seite und die "gute", selbstverständlich nicht rassistische (so sehen es viele jedenfalls), Mehrheit auf der anderen Seite. Weit verbreitete und womöglich auch bei einem selbst vorhandene Gedanken zu hinterfragen, ist eben deutlich unangenehmer.
Deshalb kurz gesagt: eine Hexenjagd auf Steffen Freund wäre aus diesem Grund sicher falsch, ich sehe diese aber auch nicht. Stattdessen sollten wir uns Gedanken machen, welche Stereotype im Fußball dauernd wiederholt werden und ob die so in Ordnung sind. Ob es das dauernde Hinterfragen von Moukokos Alter ist oder die Annahme, dass Spieler aus Südamerika immer "heißblütig" oder "aggressiv" sind.

Fand die Kommentare hier alle angebracht und maßvoll. Nazi z. B. hab ich nur einmal gelesen...

Und Rassismus war es. Warum soll man das nicht auch sagen?

Das macht es letztlich doch noch schlimmer.
Er kann ja gerne die Einstellung der Person kritisieren. Da mag er vielleicht ja sogar Recht haben.
Aber diese Verknüpfung mit der Herkunft, die er da dann sogar noch einmal wiederholt, ist halt unmöglich.

Da frage ich mich was Armut damit zu tun hat.

Hat sich grade in der Sendung nochmal dazu geäußert:
"Dazu muss ich einen Punkt noch sagen, weil ich grade in den öffentlichen Medien gehört hab, dass das rassistisch rübergekommen ist: Also das war natürlich nicht so gemeint. Ich habe nur die Herkunft grade von Nabil Bentaleb, algerisch-französische Herkunft, Armut, die einfach ne Rolle spielt wie du jetzt als Mensch aufwächst und wie die Mentalität ist. In Tottenham, wenn ihm das Spiel nicht gefallen hat, hat er einfach das Trainingsfeld verlassen, also das muss man einfach wissen."

Clemens Tönnies wäre sofort mit dieser Stellungnahme einverstanden.

Danke für das Update. Das macht's aber nun nicht besser. Wenn die Armut der eigentliche Faktor hätte sein sollen, dann hätte Freund das auch so sagen können, anstatt die geografische oder kulturelle "Herkunft" zu bemühen. Und dann ist da noch die Frage, inwiefern Bentalebs Verhalten nicht auch einfach seinem individuellen Charakter zugeschrieben werden kann.
Die Aussage ist und bleibt rassistisch.