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Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort (BVB)

Redaktion schwatzgelb.de ⌂ @, Dortmund, Thursday, 04.08.2016, 08:04 (vor 2793 Tagen)

Fußball ist ein Geschäft, das von wirtschaftlichen Notwendigkeiten dirigiert wird. Zumindest wird es immer häufiger so dargestellt. Es wird Zeit, dieser Darstellung wieder ein romantisches Ideal entgegen zu setzen, damit der Fußball einen Mittelweg findet, auf dem er langfristig für alle erhalten bleiben kann.


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schwatzgelb.de, Artikel

Wann hört die Heulerei denn endlich auf?

Anton56, Dortmund, Samstag, 06.08.2016, 15:05 (vor 2791 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Schwatzgelb wird immer mehr zur Selbsthilfe Gruppe

"Früher war alles besser"

Zeiten ändern sich. Die götze Story kann man auch romantisch sehen

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

toby_ronin, Im Herzen des Westens, Freitag, 05.08.2016, 08:14 (vor 2792 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

"Nervt Euren Verein, wenn er sich immer weiter von den Werten entfernt, die Euch wichtig sind" ... und zur Not fackeln den Laden ab...

Spaß beiseite. Sehr schöner Text, auch wenn ich es schade finde, dass manche nur das eine oder andere Extrem anerkennen. Ich bin der Meinung man kann sowohl die Romantik des Fußballs pflegen und hegen, als auch die Professionalität des Fußballgeschöfts zu schätzen wissen.

Auch bei aller Romantik: Es ist nicht alles Gold was glänzt!
Und bei Kommerz: Es ist nicht alles Scheiße was stinkt!

Aber RB Leipzig stinkt!

Wir sind wieder im Normalzustand

, Donnerstag, 04.08.2016, 20:02 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

So sieht mein "nüchternes" Fazit aus. Ich bin als BVB-Fan praktisch in den 90ern aufgewachsen und seien wir ehrlich, gab es damals schon die "kitschig" verklärte Romantik auch in Bezug auf unsere Spieler?

Fußball-Romantik verströmte für mich immer der Verein, seine Historie, grandiose Momente die man erlebt hat und in allererste Linie einfach die BVB-Fans die man an den unmöglichsten Orten der Welt trifft. Klar ist mir auch nicht automatisch jeder BVB-Fan sympatisch. Aber ich finde dass unseren Anhang (zumindest den harten Kern) doch etwas sehr spezielles verbindet. Positive Verrücktheit, Besessenheit vom Fußball, diese einzigartige Atmosphäre in unserem Stadion. Mit letzterem meine ich noch nicht Mal die Akustik, sondern vielmehr die Leute die man persönlich trifft. Ob mit Tageskarte oder bei einer Dauerkarte "die alten Bekannten" (welche man aber auch nur hier trifft), die Leute die man auf der Anreise trifft, am Bierstand...eben die Borussenfamilie. Klar gibt es da auch arrogante Affen, aggressive Leute für die man sich schämt oder welche die einem subjektiv vollkommen unsympathisch sind. Aber einfach ein unglaubliches Groß der Fans eint doch etwas. Eine gewisse Bodenständigkeit, emotional bei der Sache, Fußballverstand. Borussia ist einfach kein Hobby oder eine Freizeitbeschäftigung, sondern Teil der eigenen DNA. Schön zu beobachten war das ja gerade vor nunmehr 11 Jahren. Da kamen unruhige Zeiten, die Fans sind aber trotzdem geblieben. Es gibt weißgott genug Vereine mit sogenannten Erfolgsfans (wie ich das Wort hasse) welche recht schnell eine hübsche Braut finden wenn es mit der "Alten" nicht mehr so recht läuft.

Ich fühle mich durchaus von dir als einer dieser "Realisten" und "Rationellen" angesprochen. Weil das (mittlerweile) einfach meine Einstellung zu den Spielern oder teils auch Offiziellen des Vereins ist. Hier komme ich wieder zurück zum Anfang, was hat sich denn hier wirklich im Gegensatz zu vor 20 Jahren geändert? Uns hätten in den 90ern auch ein Großteil des Kaders verlassen, wenn wir sie nicht mit harten DM vom Bleiben überzeugt hätten. Ich kann mich noch gut an dieses ekelhafte Sportbild-Cover mit Sammer, Reuter und Freund in Bayerntrikots erinnern. Und auch damals gab es zuhauf Situationen wo Spieler verpflichtet wurden wo ich mich tierisch aufgeregt habe...Lehmann, Bobic, Barbarez - Unsympathen vor dem Herrn! Da gab es immer welche, die einem wirklich am Herzen lagen, das war aber auch nie das gesamte Team. Die Perversion dessen war ja letztlich die Meistermannschaft 2002. Rationell betrachtet weitesgehend eine Söldnertruppe.
Wir lebten unter Kloppo einfach in einer Blase, der Verein förderte bewusst die Romantisierung unseres Kaders. Letztlich muss man sich hier aber auch eingestehen, dass Fußballer schon seit gefühlten Ewigkeiten eben von Erfolg und Geld getrieben sind. Siggi Held ging lieber nach Offenbach, Tilkowski zur Eintracht, Libuda zurück zu den Hässlichen und Assauer zu Werder...das waren alles Stützen unserer Helden von 1966.

Wir sind wieder im Normalzustand

Pini, Freitag, 05.08.2016, 05:23 (vor 2792 Tagen) @ dan09

So sieht mein "nüchternes" Fazit aus. Ich bin als BVB-Fan praktisch in den 90ern aufgewachsen und seien wir ehrlich, gab es damals schon die "kitschig" verklärte Romantik auch in Bezug auf unsere Spieler?

Natürlich hatten Spieler auch damals schon das Interesse, möglichst viel Geld zu verdienen. Ohne das statistisch überprüft zu haben, würde ich aber sagen, dass die "Durchlaufgeschwindigkeit" von Spielern wegen der Ausländer-Begrenzung und der erheblich geringeren Handgelder sowie weil generell erheblich weniger Geld im Markt war, deutlich geringer war. Und deswegen hat sich das damals ganz anders angefühlt und es war nicht so etwas exotisches, wenn ein Spieler 5 Jahre bei einem Verein war.

Wir sind wieder im Normalzustand

, Donnerstag, 04.08.2016, 20:11 (vor 2793 Tagen) @ dan09

Um eins noch klarzustellen:

"Normalzustand" ist auf den BVB bezogen. Dieser Normalzustand ist etwas, worum uns viele viele andere Fans sicherlich insgeheim beneiden. Der BVB an sich ist alles andere als normal!

Also ich freue mich auf ...

holgernova, im schwarzgelben Ruhrpott, Donnerstag, 04.08.2016, 15:15 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

... den Weg zum Tempel
... das Wiedersehen mit Freunden, die ich seit Jahren, Jahrzehnten im Block treffe
... das Aufwärmen der Mannschaften
... You'll never walk alone zu singen
... die Mannschaftsaufstellung zu brüllen
... den Wechsel der Gefühle von Überzeugung zum Zweifel
... den Anpfiff
... die eigenen Farben anzufeuern
... gewonnene Zweikämpfe lauthals zu bejubeln
... den Schiedsrichter für Fehlentscheidungen (wenn auch subjektiv) auszupfeifen
... den Gegner durch pfeifen, vom eigenen Tor weghalten zu wollen
... den Moment, wenn auf die Sitzplätze die Stimmung rüberschwappt
... das Gefühl, dass jetzt dieser Tempel eine Einheit ist
... den Ball ins Tor zu schreien
... das Tor zu bejubeln
... die Erinnerung an Spiele wie gegen Malaga oder Fortuna Köln
... Siege, die man gemeinsam mit der Elf auf dem Platz errungen hat
... Niederlagen, bei denen man sagt, dass man sich (Fan und Mannschaft) nichts vorzuwerfen hat
... kurz: UNSEREN BVB

All das ist unabhängig von Konzernen, Transfergeldern, Söldnern immer noch da, denn es ist in mir drin und mir sehr wichtig, weil es positive Gefühle sind.

Ich kann verstehen, dass man sich kritisch über die Entwicklung des Profifußballs äußert, aber es ist nur ein kleiner Teil oder Spiegel unserer Gesellschaft. Die entwickelt sich leider noch in viel stärkerem Maße negativ und darüber sollten wir uns Gedanken machen!

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Schleicheisen, Anner Rur ohne "h", Donnerstag, 04.08.2016, 13:22 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Ich finde den Artikel ganz ausgezeichnet weil er vieles aufgreift was auch ich so empfinde.

Der Begriff "Romantik" ist ja hier oft Stein des Anstosses, ich kann das gut mit "Gefühlstiefe" ersetzen was zB im Duden das erstgenannte Synonym ist- also dasselbe bedeutet.

Natürlich hat Romantik im wesentlichen eine irrationale Dimension aber genau das ist doch der Treibsatz, der grosse Emotion, das komplette Durchdrehen beim Ansehen eines irren Spiels, erst möglich macht.

Und natürlich ist der Sport das- vorgebliche- Hauptereignis. Für mich- und wohl die meisten Teilnehmer hier- ist aber eben Borussia noch viel mehr, je nach individueller Ausprägung und Gefühlslage sogar fast ein Lebensgefühl.

Jedenfalls für mich. Mir passieren da merkwürdige Sachen die mir sonst nur im Umgang mit "echten Menschen" passieren- ein merkwürdiger Stolz wenn die Elf zu einem wichtigen Spiel auf den Rasen geht. Obwohl ich ja gar nix dazu beitrage und ergo eigentlich nicht stolz sein kann. Fassungslosigkeit wenn ein Herr Hummels nicht versteht warum man ihn nicht nur nicht versteht sondern plötzlich für einen Vollidioten hält :-) So Sachen halt.

Und das gerät mir zur Zeit gelegentlich ein wenig abhanden. Und die für mich entscheidende Frage ist die: wofür steht Borussia über den Fussball hinaus. Ist da überhaupt noch was? (oder jemals gewesen?)

Was ist der "Sinn" der Veranstaltung?

Wenn es "nur" <<durch sportlichen Erfolg auch Geschäftserfolg und damit Erträge generieren>> ist wäre mir das zu wenig.

Und je länger ich darüber nachdenke ist für mich das Wichtigste: Identität stiften!

Unvergessen das Wunderjahr als auch die Blauen mal ein bisschen Erfolg mit ihren "Eurofightern" hatten und plötzlich das "Ruhrpott" genau so von den Rängen kam wie zuvor im Westfalenstadion- so ein bisschen Balsam für die Seele der Region oder so.

Und wenn das dann plötzlich austauschbar wird weil die Spieler jedes Jahr durcheinander gewürfelt werden wie nix Gutes, man nie weiss welchen Spieler man beim nächsten Stadionbesuch nochmal zu sehen bekommt oder ob er plötzlich nen besseren "Traum" hat oder flugs aussortiert und abgeschoben wird?

Nach Faktenlage vielleicht verständlich und/ oder normal, für mich mittlerweile nervtötend (da kauf ich mir extra einen Miki Flock aufs Trikot um ihm Mut zu machen und ein Jahr später isses dann nutzlos :-) ).

Und wer nun sagt "Geschäft ist Geschäft und Sport/ Fussball gehört nunmal dazu" lässt sich vielleicht durch den geschätzten Herrn Jacobi ein bisschen nachdenklich machen. Der wird von der Stiftung "leuchte auf" (die mit vergleichsweise mickrigen 500.000 Eus in drei Jahren gemessen an den absurden Summen im Spiel ruhig ein bisschen mehr reinwerfen könnte :-) ) im letzten Geschäftsbericht zitiert:

"Die Qualität eines Fussballvereins zeigt sich darin, wie er seinen sozialen Aufgaben gerecht wird"

Und das ist Borussia nämlich an allererster Stelle, noch vor Arbeitgeber, Wirtschaftsunternehmen GmbH und Co KGaA unn wat weiss ich: ein Fussballverein.

Und KEIN Wirtschaftsunternehmen.

Sag ich mal so romantisch.

Tschuldigung für den langen Text.

Danke.

Hatebreed, Donnerstag, 04.08.2016, 13:15 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Schöner Text, vielen Dank.

Das ist auch meine Sicht der Dinge, mal abgesehen von den Spielern.

Das Kommen und Gehen von Spielern habe ich mit wirklich wenigen Ausnahmen immer schon sehr nüchtern gesehen. Ich bin seit Anfang der 90er Jahre im Stadion, auch damals wurden (auch vom BVB) für die damalige Zeit irrwitzige Summen bezahlt. Ich kann mich da noch gut an die ganzen "Rückholaktionen" aus Italien erinnern (Riedle, Möller, Reuter - die "Millionäre"). Das waren damals auch schon unglaubliche Summen (5-10 Mio Mark). Auch Anfang des Jahrtausends: Amoroso für 50 Mio Mark. Das hat sich für mich einfach nur fortgesetzt.

Alles andere kann ich aber genauso nachvollziehen, wie es geschrieben worden ist. Ich kann nicht nachvollziehen, wie sich ein Stadionbesuch entwickelt hat. Nicht nur preislich - es ist das viel zitierte Event geworden, das man sonst immer nur woanders gesehen und kritisiert hat.
Ich kann mittlerweile nur noch lachen, wenn von "echter Liebe" geredet wird von offizieller Seite. Und das war mal ganz anders und das ist keine 5 Jahre her.

Dazu kommt (zumindestens bei mir) die Entfremdung mit der Südtribüne, die wir letztes Jahr nach über 20 Jahren DK verlassen haben und auf die Sitzer gewechselt sind. Irgendwie ist das für mich immer noch nicht wirklich greifbar, aber vieles hat einfach nur noch genervt.

Schade.

Aber wo immer ich kann, setze ich mich dafür ein, dass Fußball mehr als nur noch Kommerz ist.

Gegenfragen

Paolo, Donnerstag, 04.08.2016, 12:42 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Ist die Jahreszahl 2016 nicht durch jede andere Jahreszahl austauschbar, in der Profifußball betrieben wurde?

Lässt sich die Teilnahme am Spielbetrieb in einem Land, das Weltmeister im Waffenexport ist, aus moralischen Gründen rechtfertigen?

War beim Kauf eines Fußballtrikots nicht schon immer nur Angebot und Nachfrage ausschlaggebend? Oder hat man die früher verschenkt? Wenn ja, lag es vielleicht daran, dass das Interesse am Profifußball zugenommen hat?

Gab es nicht schon in den 50er / 60er Jahren Spieler die zwischen Vereinen hin und her transferiert worden sind? Seit wann steht bei einem Fußballspieler der Charakter im Vordergrund und nicht die Kompetenz, Fußball zu spielen? Würden wir nicht alle nur unsere Freunde aufstellen, wenn es nach Charakter ginge?

Hat man der Emotionalität im Fußball Adieu gesagt, nur weil man es nicht schlimm findet, dass man manche Spieler nicht so sehr / nicht grenzenlos leiden kann? War es 2008/2009 nicht leicht, die Spieler zu mögen, wo doch alle jung und unbeschriebene Blätter waren?

Ist es unvorstellbar, dass in einem Spiel wie zum Beispiel gegen Malaga Gedanken an den Karriereplan für 90 Minuten ruhen?

Was ist daran verkehrt, seine Energie und Kraft dafür aufzuwenden, eine Marke zu bilden, einen Konzern zu formen und eine Marketing-Strategie zu entwerfen? Wird das nicht alles nur getan, um dem Verein zu helfen? Ist das nicht auch Arbeit, die es zu respektieren gilt?

Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet die Jahre 2011 und 2012 glorifiziert werden, wenn es um "Echte Liebe" geht oder hat das etwas mit Titeln zu tun? War der Grundstein für die Erfolge nicht eher die Saisons zuvor, als die Mannschaft umgebaut wurde und mit Hilfe einer immer weniger erdrückenden Finanzlast nach und nach verstärkt wurde? Als Spieler wie Subotic nicht aufgrund der größeren Strahlkraft zum BVB gewechselt sind, sondern eventuell auch aufgrund eines finanziell zumindest dem der TSG Hoffenheim gleichwertigen Angebots?

Wie will man eine Zeit verherrlichen, in der man es als Underdog zu Titeln geschafft hat, wenn man kein Underdog mehr ist? Ist das nicht extrem verlogen und heuchlerisch?

Waren die Jahre 2010 und 2011 nicht vielleicht auch deshalb so emotional, weil davor eine sehr lange Durststrecke voller Abstiegsangst, Unentschieden und verpasster Europaliga - Teilnahmen war? War es nicht auch dadurch so intensiv, dass Vereine wie Hoppenheim, VW, Bayer & Co einen sehr bedrohlichen Gegenpol der Retortenclubs gebildet haben?

Andererseits - wenn man den Blick mal in den Bereich internationaler Fußball schweifen lässt... sind wir da nicht immer noch Underdog? Sollte es in diesem Kontext einen nicht sogar mit Stolz erfüllen, dass der angefeuerte Verein es ohne in Fremdbesitz zu sein schafft, eine schlagkräftige Mannschaft aufzustellen?

Sind diese inneren Konflikte nicht einfach nur Ausdruck einer bereits bekannten Problematik? Nämlich, dass es leicht ist, nach oben zu kommen, aber schwer, oben zu bleiben?

Alles in allem muss ich sagen, dass ich in dem, was aktuell passiert, sehr viel Platz für Fußballromantik sehe. Was der Verein aus eigener Kraft auf die Beine stellt, ist sehr bemerkenswert. Gemessen an der Konkurrenz national und international ist das sehr respektabel und wie schon geschrieben in Anbetracht der finanziellen Verhältnisse noch immer nicht einfach. Ich finde nicht, dass eine China-Reise die Romantik zerstört. Ich finde es sogar schön, dass mehr Leute die Möglichkeit haben, den BVB zu kennen und vielleicht auch verfolgen. Ich fände es auch schön, wenn der Verein dadurch Mehreinnahmen hat, weil ich es einfach gut finde, dass wir gemeinsam erfolgreich sind. Ich denke, dass man aufpassen muss, nicht immer mit dem moralischen Zeigefinger durch die Welt zu rennen. Die Probleme mit den Ultra-Gruppierungen sind für mich als Außenstehenden verständlich und die Gründe sind meiner Meinung nach nicht im Fehlverhalten des Vereins zu finden. Enttäuscht haben in den letzten Jahren doch vor allem die Spieler, die 2010 / 2011 erfolgreich waren und die Hoch-Zeit der "Echten Liebe" mitgeprägt haben. Sei es, dass einige zur Konkurrenz geflohen sind, sei es, dass andere ihren Fokus auf den Sport verloren haben und sich wenig selbstkritisch negativ über den Verein äußern. Sei es, dass andere "eine neue Erfahrung" machen wollen... Auf jeden Fall finde ich, dass man Romantik nicht in den Spielern finden kann. Eher in der Art und Weise, wie der Verein geführt wird, wie auf allen Ebenen versucht wird, den Verein nach vorne zu bringen. Oder auch, wie soziale Projekte unterstützt werden. Wie Leute im Alltag ihr Bestes geben. Das ist es, was man respektieren sollte und nicht unbedingt die Leistungen der Spieler. Daran kann ich nach den Erlebnissen der letzten Jahre nicht mehr glauben.

Unter dem Strich finde ich, dass die Verantwortlichen etwas mehr Vertrauen und Anerkennung verdient haben. Denn den Job, den Zorc, Watzke und auch Cramer machen, ist verdammt gut. Das heißt nicht, dass man keine Kritik üben darf. Ich finde aber, dass vieles verdammt gut läuft.

Gegenfragen

Schnippelbohne, Bauernland, Donnerstag, 04.08.2016, 14:30 (vor 2793 Tagen) @ Paolo

Danke, du sprichst mir aus der Seele.
Mich hat auch und vor allem gewundert, dass gerade die Jahre 2011/2012 als die gute alte Zeit gesehen werden. Warum war denn da alles Friede, Freude, Eierkuchen? Weil der Verein erfolgreich war, Titel geholt hat. Wir alle waren in einem Rausch, weil wir dachten, das geht so weiter. Es gab schlicht nichts, worüber man sich ärgern konnte. Letztlich kamen aber viele Faktoren glücklich und vielleicht einmalig zusammen für diesen Erfolg: Klopp überraschte die Bundesligakonkurrenz mit seinem überfallartigen Gegenpressing, die Mannschaft war auf einem Leistungshoch, die Bayern hatten es sich etwas zu gemütlich gemacht, ein extrem gutes Talentscouting (Lewandowski, Kagawa...) zahlte sich aus. All das hatte aber nichts mit einer anderen Art von Vereinsführung zu tun. Im Gegenteil - sportlich und wirtschaftlich wurde der Weg seitdem konsequent fortgesetzt. Allerdings stellten einige Spieler seitdem fest, dass die Kirschen in Nachbars Garten roter leuchten und wanderten ab und außerdem wurde das Klopp-System von der Konkurrenz zunehmend entschlüsselt (mit einem negativen Höhepunkt in der Saison 14/15). Es folgte die Katerstimmung.
Will sagen: das hat doch alles nichts mit einer abhanden gekommenen Romantik zu tun?? Im Gegenteil, es handelte sich um eine rein sportliche Leistungskurve. Oder fandet ihr die Phase "romantisch" wegen der Titel??? Damit habe ich als Fan wiederum ein grundsätzliches Problem, denn dann seid ihr, so schwer es fällt, das auszusprechen, nichts anderes als Erfolgsfans. Sorry.

Wir haben ein Luxusproblem...

Götz, Donnerstag, 04.08.2016, 12:27 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Nein, eigentlich sind es mehrere. Zunächst einmal ist da die Tatsache, dass der BVB ein Umfeld hat, dass Fußball auf eine für viele andere Regionen Deutschlands extreme Weise atmet, spricht, denkt, kurz: lebt. Klar, auch in Mainz, Hamburg, Berlin, München oder Bremen geht man am WE zum Fußball, lebt diesen enthusiastisch aus, teilweise auch fanatisch. Aber so wie hier im Ruhrgebiet allgemein, wo der Wechsel Götzes zu den Bayern jede Kassiererin beim Dortmunder Netto um die Ecke in Gespräche mit den Kunden verwickelt, beim Hausarzt das unterschriebene Trikot aus der Meistersaison '95 überm Counter hängt und jeder mindestens 3 oder vier Leute in seiner Nachbarschaft kennt, die ne Dauerkarte haben oder auch ständig zu Auswärtsspielen fahren, dass ist schon speziell.

Dann ist da das was in den Jahren mit Jürgen Klopp passiert ist. Machen wir uns nichts vor: Das muss ein Umfeld und ein Verein erstmal verkraften, und zwar auf mehreren Ebenen. Zum einen wird voraussichtlich nichts nochmal so schön wie es in dieser Zeit war, was bei denen die dabei waren natürlich immer einen schalen Geschmack hinterlässt. Zum anderen zwingt der Erfolg dieser Jahre den Club bzw. seine Verantwortlichen in eine Position, wo er/sie versuchen muss/müssen entweder mit "den großen" Clubs mitzuhalten und dieses abgeklärte Spiel ein stückweit mitzugehen oder man bewusst davon Abstand nimmt. Aber wie soll man letzteres vermitteln? Der Erfolg hat an vielen Stellen Wachstum entweder generiert oder potenziert, dessen Geist man kaum noch oder teilweise auch gar nicht in die Flasche zurück bringt. Man schaue sich nur einmal an, wie die Zahl der Mitglieder in den Klopp-Jahren fast schon exponentiell angewachsen ist. Das führt zu Spannungen wie bei jeder "Firma" die zu schnell wächst, wo man plötzlich morgens in die Cafeteria kommt und nur noch 10% der Leute kennt, die aber genauso mitreden wollen wie diejenigen, die sich schon die Uhr für 25-jährige Jubiläum abgeholt haben. Viele von denen, welchen die Romantik abhanden gekommen scheint, waren meiner Wahrnehmung nach auch schon bei der Fast-Pleite dabei, gehen also von "zu Tode betrübt" nach "himmelhochjauchzend" und wieder zurück in etwas mehr als 10 Jahren - das hinterlässt Spuren.

Mit anderen Worten: Ich kann beides verstehen, sowohl die "Sascha"- wie auch die "Scherben"-Fraktion.

Wir haben ein Luxusproblem...

Götz, Donnerstag, 04.08.2016, 12:48 (vor 2793 Tagen) @ Götz

Schön ausgedrück.

Und ja, ich denke es gibt hier einige die die Fast Pleite mitgemacht haben... Aber auch noch einige, für die selbst das kein Novum war. Ich war beindem relegationsypiel dabei, ebenso wie dann 89 in Berlin... Mein Vater hatte schon in der zweiten Liga Dauerkarte.
Das mcht uns mitnichten zu "besseren" Fans, nur wahrscheinlich zu abgeklärteren...

Ne ganz klar, meine persönlichen BVB Highlights werden nie wieder getoppt werden (für mich!), auch weil ich damals jünger war, auch weil die Zeiten sich ändern.
Und mein Größtes Highleight ist immer noch der Nichtabstieg mit dem Wegmanntor... Die Emotionen waren echt unfassbar. (gefolgt von 89, 95, und der CL Sieg)...

Wir haben ein Luxusproblem...

Chappi1991 ⌂ @, Donnerstag, 04.08.2016, 12:56 (vor 2793 Tagen) @ LordVader

Ich habe gegen Malaga fünf Minuten vor Ende gesagt: "Das ist noch nicht durch. Es kann immernoch gehen. Ich habe das schon erlebt." Mein beste Freund hat abwunken.

Viel schlechter als La Coruna war Malaga auch nicht. Sowas kann man schon ab und an mal einstreuen.

Wir haben ein Luxusproblem...

Chappi1991, Donnerstag, 04.08.2016, 13:00 (vor 2793 Tagen) @ Chappi1991

Richtig.
Zufällig war ich gegen Malaga auch im Stadion... Das war schon echt geil...
Und ja, von so was zehrt man immer lange, emotional.

Blöd halt nur, das wegen des veränderten Standings die cooleren Sachen gegen uns passieren (Liverpool), einfach weil wir inzwischen eher Favorit als Underdog sind...

Wir haben ein Luxusproblem...

DJZigzag, Donnerstag, 04.08.2016, 13:12 (vor 2793 Tagen) @ LordVader

bin seit 1988 dabei ,ich fand 2012 berlin aber auch geil.sage nur: schiessbuden neuer

Wir haben ein Luxusproblem...

Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 12:43 (vor 2793 Tagen) @ Götz

Das führt zu Spannungen wie bei jeder "Firma" die zu schnell wächst, wo man plötzlich morgens in die Cafeteria kommt und nur noch 10% der Leute kennt, die aber genauso mitreden wollen wie diejenigen, die sich schon die Uhr für 25-jährige Jubiläum abgeholt haben. Viele von denen, welchen die Romantik abhanden gekommen scheint, waren meiner Wahrnehmung nach auch schon bei der Fast-Pleite dabei, gehen also von "zu Tode betrübt" nach "himmelhochjauchzend" und wieder zurück in etwas mehr als 10 Jahren - das hinterlässt Spuren.

Ich weiß allerdings auch nicht genau, ob die Grenzen zwischen "Alles normal" und "Alles doof" wirklich so verlaufen, wie du hier skizzierst.

Weiter unten hatten wir ja schon das Thema, wonach es sich im Stadion mittlerweile nach einer kompletten Kommerzveranstaltung anfühlen würde und ich die Jahre 1998 bis 2003 als Gegenbeispiel anführe. Manch einer der Generation 1985 und jünger wird mich da vermutlich verständnislos anschauen, weil er/sie es gar nicht so erleben konnte, wie es damals war. Nicht umsonst sind es auch viele Ultras, die aktuell die Situation kritisieren. Und sie sind selbst eher die Leute, die vor wenigen Jahren hinzugekommen sind.

Am Ende hat das Ganze vermutlich mehr mit der eigenen Fanbiografie zu tun als mit allem anderen. Wer eher vom "Erlebnis Stadion" oder vom "reinen" Fußballgucken her kommt, der wird dieser Diskussion wenig abgewinnen können. Wer eher viel Emotion in den BVB als Ganzes legt und dafür auch einen guten Teil seines sonstigen Lebens (also abseits von Samstag, 15:30 Uhr) aufwendet, für den können selbst kleine Veränderungen einen Angriff bedeuten.

Wir haben ein Luxusproblem...

Götz, Donnerstag, 04.08.2016, 14:06 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Am Ende hat das Ganze vermutlich mehr mit der eigenen Fanbiografie zu tun als mit allem anderen. Wer eher vom "Erlebnis Stadion" oder vom "reinen" Fußballgucken her kommt, der wird dieser Diskussion wenig abgewinnen können. Wer eher viel Emotion in den BVB als Ganzes legt und dafür auch einen guten Teil seines sonstigen Lebens (also abseits von Samstag, 15:30 Uhr) aufwendet, für den können selbst kleine Veränderungen einen Angriff bedeuten.

Ganz sicher sogar. Das nehme ich auch als ein großes Problem wahr. Ein Beispiel: Die Stadt Dortmund hat viel für den BVB getan, gerade auch rund um die Fast-Pleite. Man denke da nur mal exemplarisch an die Gewährung von lukrativen Vergünstigungen rund um den Bau des Brackeler Trainingszentrums, ohne das es bei der Lizenz verdammt eng geworden wäre, weil das Rabenloh schon lange nicht mehr den Vorgaben des DFB entsprach. Wie soll jemandem, der vielleicht in 2012 Fan geworden ist und aus dem Münsterland kommt, erklärlich sein, dass der BVB innerhalb der Stadt eine enorme Verantwortung hat und dieser zuweilen nur spärlich gerecht wird?

Wir haben ein Luxusproblem...

Götz, Donnerstag, 04.08.2016, 12:29 (vor 2793 Tagen) @ Götz

Gut auf den Punkt gebracht Danke.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Matze0989, Schwoabäländle, Donnerstag, 04.08.2016, 12:02 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Ohne den Text schon gelesen zu haben (Hole ich gegen später nach, habe dazu gerade keine Zeit), wollte ich noch kurz los werden, was mir hierzu gerade eingefallen ist. Insbesondere auch mit der ganzen ManUtd/Schweinsteiger-Sache im Background, die da gerade läuft.

Wird momentan nicht einfach das offensichtlich und auf die Spitze getrieben, was sich die letzten Jahrzehnte so entwickelt hat? Spieler, Vereine und Verbände haben sich vom Kommerz vereinnahmen lassen, sodass man Fußball nun wirklich nur noch als Geschäft bezeichnen kann. Vereinstreue zählt nicht mehr, es kommt, überspitzt gesagt, nur noch darauf an, wo man mehr verdienen kann. Die Spieler haben sich durch ihre Gehaltsforderungen und ihrem Söldnertum zu reinen Arbeitnehmern degradieren lassen. Und nun werden sie auch so behandelt. Klar hat das der eine mehr und der andere weniger so gehandhabt und gerade Schweinsteiger ist sicherlich nicht wegen des Gehalts zu ManUtd gewechselt. Aber bezeichnend finde ich, dass Miki, der dieses "Geschäft" von Spielerseite auf die Spitze getrieben hat, nun mehr zu dem Verein gewechselt ist, der gerade dabei ist, dieses "Geschäft" von Vereinsseite auf die Spitze zu treiben. Also hat sich im Ergebnis dort ja nur gefunden, was zusammengehört.

Somit ist das, was dort gerade abläuft, einfach nur das Resultat der Kommerzialisierung des Fußballs. Und solange sich Vereine, Verbände und Spieler nicht selbst gegen diese Entwicklungen stellen, erwarte ich zumindest von diesen, dass sie die Auswirkungen auch ohne Jammern ertragen...

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Blarry, Essen, Donnerstag, 04.08.2016, 12:29 (vor 2793 Tagen) @ Matze0989

Für die einen ist es ekliger Kommerz, für die anderen seriöse Unternehmensführung. Vielleicht merken die Klubs allmählich doch nur, dass man Multimillionendollarkonzerne nicht leiten kann wie die schäbige Stammkneipe in der Altstadt, die in drei Jahren vier Besitzer gesehen hat. Wenn die irgendwann wieder vernünftig und sauber geführt wird, bleibt es immer noch die Stammkneipe; da braucht der eigene Romantik-Anspruch nur drunter leiden, wenn man unbedingt jede positive Weiterentwicklung im Leben vermeiden möchte.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

FourrierTrans, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 12:57 (vor 2793 Tagen) @ Blarry

Für die einen ist es ekliger Kommerz, für die anderen seriöse Unternehmensführung. Vielleicht merken die Klubs allmählich doch nur, dass man Multimillionendollarkonzerne nicht leiten kann wie die schäbige Stammkneipe in der Altstadt, die in drei Jahren vier Besitzer gesehen hat. Wenn die irgendwann wieder vernünftig und sauber geführt wird, bleibt es immer noch die Stammkneipe; da braucht der eigene Romantik-Anspruch nur drunter leiden, wenn man unbedingt jede positive Weiterentwicklung im Leben vermeiden möchte.

Wenn man auch weiterhin trotzdem noch die ollen Gäste reinlässt, die vorher auch immer da waren und ihre 10 Bier getrunken haben, anstatt 3 Flaschen Moet, warum nicht?

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Sauerländer92, Donnerstag, 04.08.2016, 11:57 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Schöner Text. Die Grundhaltung, die zum Schluss angesprochen wird, finde ich auch richtig.

Ich kann jeden verstehen, der wegen des Götze Transfers angepisst ist. So eine Einstellung zeugt von einer Konsequenz, die ich nicht habe (ich jubele Götze aber auch nicht zu). Ich kann auch jeden verstehen, der sich mit Spielern wie Großkreutz, Kuba und Subotic viel besser identifizieren kann. Sind ja auch tolle Typen. Jeder Fan hat das Recht so etwas anzusprechen und sachlich zu kritisieren.

Was mich persönlich bei dem Thema Romantik stört, ist die Verklärung der Vergangenheit: Früher war alles besser.

Höhepunkt war für mich eine Diskussion vor einigen Tagen, bei der einige User behaupteten, dass sich seit dem Jahr 2000 (!!) hier so viel verschlechtert hätte.

Damals befanden wir uns in einem Zeitraum, in dem der BVB die wohl größte Kommerzmaschine Deutschlands war, in dem man unter Niebaum und Meier eine Misswirtschaft betrieben hat, die im deutschen Fußball wohl bis heute beispielos ist, in der der Verein ein Umfeld hatte, dass unter kollektiven Größenwahn litt ("Wenn wir wollen, kaufen wir euch auf"), und eine Stimmung im Stadion herrschte, die laut schwatzgelb.de Redaktion eher einer Ballermannerverstalltung glich.

Wenn man dann anschließend lesen muss, wie scheiße heute alles ist- im Bezug auf Vereinspolitk, Vereinsführung, Fanverhalten, Identfitkation usw- und manche User aufgrund der letzten 2-3 Jahre sogar ihre Vereinsmitgliedschaft kündigen, dann hat das nichts mehr mit romantischer Haltung zu tun, sondern grenzt eher an Realitätsverlust.

Lange rede kurzer Sinn:

Sucht weiter nach dem Spieler, von dem ihr glaubt, dass er einer von uns sein könnte. Nervt Euren Verein, wenn er sich immer weiter von den Werten entfernt, die Euch wichtig sind. Glaubt daran, dass Fußball mehr ist als Angebot und Nachfrage und redet nicht denen nach dem Mund, die Euch erzählen wollen, dass das alles nur ein Geschäft ist. Seid romantisch und leidenschaftlich. Behaltet den Fußball im Herzen.

Unterschreib ich voll und ganz. Aber einen gewissen Realismus und eine gesunde Einschätzung der eigenen Vergangenheit sollte man dabei immer beibehalten.
Gerade als Dortmund Fan wird man dann feststellen, dass man manches kritisieren kann, die heutige Zeit aber bei weitem nicht so scheiße ist, wie sie hier manchmal gemacht wird.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Jomenk, Kassel, Donnerstag, 04.08.2016, 11:47 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Was ist überhaupt " Romantik"? Im modernen Sprachgebrauch ist Romantik die Abwendung vom gegenwärtigen Geschehen. Dies äussert sich in einer Art Weltflucht, Flucht ins Private und Hinwendung zur Vergangenheit. Betrachtet man den Fussball unter diesen Aspekten, so suchen die Fans in den Stadien vor allem die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten und grosse Gefühle. Der Ausspruch " einer von uns " zeigt dies sehr deutlich. Für viele Fans ist der Fussball tatsächlich sinnstiftend und eine Art Ersatzreligion.
Und dieses Gefühl der Gemeinschaft erwartet man auch von den Akteuren auf dem Rasen. Und hier bekommt die Glorifizierung der Romantik ihre ersten Risse. Die Spieler haben mit den Fans nichts gemeinsam. Sie sind keine von uns. Sie stehen nicht auf dem Platz, weil es für sie eine Ehre ist, für den Verein zu spielen oder weil sie den Fans eine Freude bereiten wollen. Da stehen 11 Millionäre auf dem Rasen, die stellenweise an einem Tag mehr verdienen, als manche Fans im ganzen Monat. Die Kluft zwischen den Spielern und den Fans ist mittlerweile so gross, dass es keine Gemeinsamkeiten mehr geben kann. Die Welten der Fans und der Spieler könnten unterschiedlicher nicht sein. Da nützt es auch nichts, wenn man " seinen " Spielern Kosenamen gibt, um den Eindruck zu vermitteln, dass wir alle eine grosse Familie sind. Das sind wir nicht und das ist die Realität.

Wird Zeit, dass die Saison los geht...

Smeller, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 11:23 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Sommerpausen sorgen dafür, dass man Hintergründe aufdeckt und hinter die Fassaden guckt, und auf einmal ist das gar nicht mehr so toll, wie man sich das immer vorgestellt hat. Klar, der BVB muss kommerzieller werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Man kann das Scheiße finden, aber im Grunde will man doch auch, dass Dortmund jedes Spiel gewinnt. Keiner hier wird direkt unterschreiben, dass wir 9. werden. Das hieße nämlich, dass wir auch einiges an Spielen verlieren werden.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

, Donnerstag, 04.08.2016, 11:02 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de
bearbeitet von nickeltiegel, Donnerstag, 04.08.2016, 11:10

Schöner Text. Es hat Spaß gemacht, ihn zu lesen.

Ich frage mich allerdings, wie diese Romantik konserviert werden könnte und vor allem, welche Konsequenzen es für die Borussia haben würde. Isr Romantik heute ein Gegenpol zu Marketingautomatismen und dem Streben nach immer mehr Geld? Muss sie es sein?

Wenn ich die Rote Erde oder das Westfalenstadion betrete, werde ich romantisch. Irgendwie liegt es doch auch an einem selbst, oder!?

Ich bin sehr traurig, weil Menschen, die mit der "Echten Liebe" ein unfassbar geiles Gesamtpaket geliefert haben, nun aus sportlichen Gründen aussortiert werden. Das war aber schon immer so. Wenn es nach mir ginge, würde uns aber niemand verlassen, der das nicht selbst möchte und sich immer reinhängt. Aber dieses Vorgehen würde weder sportlich noch wirtschaftlich Sinn ergeben. Allein für die Herzen der Borussen wäre es ein Segen. Was ich sagen will, ich finde es unheimlich schwierig, vernünftige Maßstäbe anzusetzen.

Was mich wirklich stört ist, dass die Romantik vieler Menschen gnadenlos vermarktet wird. Treue Fans, die nix anderes haben als den Fußball etc...

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

, Donnerstag, 04.08.2016, 10:32 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Noch vor kurzem hätte ich mich bei diesem Text sehr wieder gefunden...
aber nach einigem Nachdenken eher nicht mehr.

Diese Ganze Fussballromantiknummer ist tatsächlich nichts anderes als ein "früher war doch alles besser". Und wie in praktisch allen Bereichen ist das halt falsch.

Bzw. Es ist halt keine Sache, die man in der Sache begründet findet. Wenn es früher besser war, dann eher deshalb, weil die eigene Wahrnehmung eine deutlich andere war. Das hat nicht nur mit damaliger selektiver Wahrnehmung zu tun. Es wurde halt nicht alles bis ins allerkleinste zerlegt. Jedes Wort noch auf der Goldwaage seziert. Nicht nur von Spielern, sondern auch von Fans/Fangruppen oder Verantwortlichen. Man beschäftigte sich auch als regelmäßiger Fan nicht 24/7 mit dem BVB. Man diskutierte nicht jede Zeitungsente stundenlang in einem Forum. Ja man unterhielt sich beim Stammtisch (da aber auch nur eher kurz) und erst recht im Stadion über die Spieler und Veränderungen in der Mannschaft, aber halt nicht wie heute permanent. Dementsprechend sind Wortbrüche/unschöne Wechsel (Möller, Metzelder, Rummenigge anyone?) zwar auch diskutiert worden, aber es rollte nicht so eine Welle durch die Fangemeinschaft...

Irgendeiner hat unten angesprochen, dass früher Trainings regelmäßig besucht wurden. Das war aber auch in einer Zeit, wo dabei eher so 50-100 Leute auftauchten und nicht die Massen wie heute. Auch waren Trainingsspionage in D noch komplett unbekannt und auch deutlich schwieriger, als mit einem Handy ein Video aufzunehmen...

Damit will ich gar nicht sagen, dass dieses Klammern an alte Werte falsch sein muss... nur wird es sich auch bei bestem Willen aller Beteiligten nicht bewerkstelligen lassen.

Das gegenseitige schwarz-weiß Aufteilen in Romantiker vs. Erfolgsfans hilft dabei jedenfalls nur bedingt, zumal jeder die Grenze anders zieht...
Ich selbst habe z.B. in der Personalie Götze meinen Frieden gemacht, indem ich mir nochmal vergegenwärtigt habe, was von den Handlungen ihm zuzuschreiben ist, und was anderen und was mir (da dann dieser unbegründete Glauben, dass da 11 junge Freunde die Liga aufmischen und das auch weiter tun werden). Ich kann jeden verstehen, der da zu anderen Schlüssen kommt... aber dieser Hass und die angedrohten/angekündigten Handlungen die definitiv den Verein schädigen würden verstehe ich halt nicht. (Ja wenn ich mir da Sorgen mache bin ich wohl "nur" ein Erfolgsfan)

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ram1966, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 11:27 (vor 2793 Tagen) @ LordVader
bearbeitet von ram1966, Donnerstag, 04.08.2016, 11:32

Noch vor kurzem hätte ich mich bei diesem Text sehr wieder gefunden...
aber nach einigem Nachdenken eher nicht mehr.

Diese Ganze Fussballromantiknummer ist tatsächlich nichts anderes als ein "früher war doch alles besser". Und wie in praktisch allen Bereichen ist das halt falsch.

Bzw. Es ist halt keine Sache, die man in der Sache begründet findet. Wenn es früher besser war, dann eher deshalb, weil die eigene Wahrnehmung eine deutlich andere war. Das hat nicht nur mit damaliger selektiver Wahrnehmung zu tun. Es wurde halt nicht alles bis ins allerkleinste zerlegt. Jedes Wort noch auf der Goldwaage seziert. Nicht nur von Spielern, sondern auch von Fans/Fangruppen oder Verantwortlichen. Man beschäftigte sich auch als regelmäßiger Fan nicht 24/7 mit dem BVB. Man diskutierte nicht jede Zeitungsente stundenlang in einem Forum. Ja man unterhielt sich beim Stammtisch (da aber auch nur eher kurz) und erst recht im Stadion über die Spieler und Veränderungen in der Mannschaft, aber halt nicht wie heute permanent. Dementsprechend sind Wortbrüche/unschöne Wechsel (Möller, Metzelder, Rummenigge anyone?) zwar auch diskutiert worden, aber es rollte nicht so eine Welle durch die Fangemeinschaft...

Irgendeiner hat unten angesprochen, dass früher Trainings regelmäßig besucht wurden. Das war aber auch in einer Zeit, wo dabei eher so 50-100 Leute auftauchten und nicht die Massen wie heute. Auch waren Trainingsspionage in D noch komplett unbekannt und auch deutlich schwieriger, als mit einem Handy ein Video aufzunehmen...

Damit will ich gar nicht sagen, dass dieses Klammern an alte Werte falsch sein muss... nur wird es sich auch bei bestem Willen aller Beteiligten nicht bewerkstelligen lassen.

Das gegenseitige schwarz-weiß Aufteilen in Romantiker vs. Erfolgsfans hilft dabei jedenfalls nur bedingt, zumal jeder die Grenze anders zieht...
Ich selbst habe z.B. in der Personalie Götze meinen Frieden gemacht, indem ich mir nochmal vergegenwärtigt habe, was von den Handlungen ihm zuzuschreiben ist, und was anderen und was mir (da dann dieser unbegründete Glauben, dass da 11 junge Freunde die Liga aufmischen und das auch weiter tun werden). Ich kann jeden verstehen, der da zu anderen Schlüssen kommt... aber dieser Hass und die angedrohten/angekündigten Handlungen die definitiv den Verein schädigen würden verstehe ich halt nicht. (Ja wenn ich mir da Sorgen mache bin ich wohl "nur" ein Erfolgsfan)

Ja, bei längerem Nachdenken, ja, da kann ich Dir sehr zustimmen. Die Öffentlichkeit und das Behandeln der relevanten und nicht relevanten Themen um den Verein hat ein irres Ausmaß angenommen. Da werden Umfragen gestartet, Zeitungen rühmen sich damit "drei Seiten nur über den BVB", soziale Medien, in denen jeder alles und jeden filmen, kritisieren, beurteilen darf.

Und bei uns stellt sich dann eben eine gewisse Sättigung ein, die bei dem ach so "blöden Klatschpappenpublikum" schon dauerhaft vorhanden ist. Nicht nur im Stadion, sondern auch im täglichen Leben, wenn gewisse Vorgänge wieder und wieder durchgekaut werden. Da kann schon mal Langeweile aufkommen.

Ich erinnere mich an eine Schlagzeile aus den 90ern, Zeitung habe ich wieder vergessen, in der doch tatsächlich geschrieben stand, dass Heiko Herrlich und Thomas Häßler zu Croatia Zagreb wechseln würden.

Und ich wurde von einigen gefragt, was da denn dran sein könnte. Das war für mich so absurd, dass ich daraufhin vermehrt nur noch O-Töne für bare Münze genommen habe.

Klar, dieses Jahr hat uns einiges abverlangt, gegen den Transfer von Hummels zu Bayern hätte ich wohl eine ganze Stange Geld verwettet, Götze, Miki und Gündogan taten ihr Übriges dazu. Man merkt einfach, dass sich eben nicht alles um den BVB dreht, dass diese Rolle, die wir uns selbst vermeintlich zugeordnet haben nicht annähernd der Wirklichkeit entspricht.

Vielleicht hatten wir alle auch ein bisschen den Gedanken, die Bayern von ihrem Thron stoßen zu können und dann kommen immer wieder diese "Rückschläge" in Form von Transfers der tragenden Säulen der Mannschaft.

Dazu kommt dann der Ablösesummenwahnsinn, den man entweder mitmacht, oder es eben so anstellt, wie wir es gerade getan haben: Junge Raketen zu verpflichten, die mit Sicherheit ein gehöriges Maß an Potenzial mitbringen, bei denen aber keineswegs verbrieft ist, dass sie dies auch auf den Platz bringen können.

Die Summen für Schürrle und Götze konnten wir locker stemmen aufgrund der Einnahmen aus den drei großen Transfers.

Was im Moment sicher etwas fehlt, ist die Identifikationsfigur in der Mannschaft. Aber auch Kuba, Großkreutz und Neven haben auch nicht alle von Beginn an diese Rolle eingenommen, sondern diese sich Stück für Stück erarbeitet.

Es ist eben ein enormer Umbruch, ein Mix aus Enttäuschung und Entrüstung, der durch die Fangemeinde geht. Aber ich spüre auch eine ganze Menge Aufbruchstimmung und Vorfreude auf die neue Saison. Heute im kicker das Interview mit Demebele zu lesen hat sehr viel Freude bereitet und das scheint ein Typ zu sein, der ähnlich wie Auba unsere Herzen im Sturm erobern kann.
Dazu kommen einige mehr als interessante Spieler. Insgesamt ist der Mannschaft eine Menge zuzutrauen. Ich freu mich jedenfalls drauf.

Trotzdem gebe ich den Leuten Recht, Tuchel hat es ja auch erwähnt, dass man aufpassen muss, die Menschen nicht zu verlieren, die diesen Sport so lieben und ihn finanzieren. Man City ist das Negativ-Beispiel schlechthin. Oder China, wo ein 43jähriger Christian Vieri wieder die Schuhe schnürt, sicher nicht, weil er schon immer mal in China leben wollte.

Ein schmaler Grat, auf dem gewandelt wird. Mal sehen, in welche Richtung das noch geht. Ich bin gespannt.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

fabian 1909, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 10:15 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Was bedeutet denn mehr Romantik? Heißt Romantik nicht eine irrationale Verklärung der gegebenen Zustände? Ist das nicht das, was der Verein durch #EchteLiebe versucht?

Braucht es stattdessen nicht viel mehr eine rationale Aufarbeitung des Zustandes? Also den Streit für Sachen wie Nähe zu Fans bis zu Mitbestimmung. Einsatz für Fanrechte, Einsatz gegen kommerzielle Perversitäten im System, Einsatz für die Werte, die in der Satzung verankert sind etc.

Von derartigem Einsatz kommt auch Emotionalität für den Verein, nicht durch Romantik.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 10:28 (vor 2793 Tagen) @ fabian 1909

Ich finde gerade dieses "Echte Liebe" ist ein super Beispiel für den Zielkonflikt. Um 2011 rum habe ich zumindest das gar nicht als reinen Marketingclaim wahrgenommen, sondern als etwas Besonderes, das meinen BVB auszeichnet. Etwas, das von vielen Leuten im Verein wirklich gelebt wird.

Ich habe zu der Zeit Klopp sein "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein" abgenommen. Oder zumindest nicht vollständig als etwas, das Fans gerne hören wollen, aufgefasst.

Jetzt sind die Protagonisten von damals weg. Oder sie sind wieder da und haben in der Zwischenzeit gezeigt, dass es mit der Liebe wohl doch nicht so weit her war. Ich kann auch von der sportlichen Seite die Abgänge von Großkreutz, Kuba und wohl auch bald Subotic nachvollziehen, trotzdem zeigt mir das auch, dass dieses Gefühl von Einigkeit ein Stück weit weg ist. Kurz gesagt: "Echte Liebe" ist für mich nicht viel mehr als "Mach es zu deinem Projekt", oder "Wenns um Geld geht, Sparkasse".

Das finde ich an sich schade, weil es sich damals eben einfach verdammt gut angefühlt hat. Und dieses Gefühl möchte ich gerne, zumindest ein Stückchen, wiederhaben.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Garum, Bornum am Harz, Donnerstag, 04.08.2016, 19:14 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Ich finde gerade dieses "Echte Liebe" ist ein super Beispiel für den Zielkonflikt. Um 2011 rum habe ich zumindest das gar nicht als reinen Marketingclaim wahrgenommen, sondern als etwas Besonderes, das meinen BVB auszeichnet. Etwas, das von vielen Leuten im Verein wirklich gelebt wird.

Ich habe zu der Zeit Klopp sein "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein" abgenommen. Oder zumindest nicht vollständig als etwas, das Fans gerne hören wollen, aufgefasst.

Jetzt sind die Protagonisten von damals weg. Oder sie sind wieder da und haben in der Zwischenzeit gezeigt, dass es mit der Liebe wohl doch nicht so weit her war. Ich kann auch von der sportlichen Seite die Abgänge von Großkreutz, Kuba und wohl auch bald Subotic nachvollziehen, trotzdem zeigt mir das auch, dass dieses Gefühl von Einigkeit ein Stück weit weg ist. Kurz gesagt: "Echte Liebe" ist für mich nicht viel mehr als "Mach es zu deinem Projekt", oder "Wenns um Geld geht, Sparkasse".

> Das finde ich an sich schade, weil es sich damals eben einfach verdammt gut angefühlt hat. Und dieses Gefühl möchte ich gerne, zumindest ein Stückchen, wiederhaben.

Könnte aber auch daran liegen das wir alle im Rausch waren und der Erfolg uns besoffen gemacht hat. Der BVB kam ja fast aus dem nichts und man hat das ganze anders wahr genommen. Einige haben ja jetzt immer noch einen Kater. Die Zeiten ändern sich halt, mir gefällt auch nicht immer alles.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Gutini, Münster, Donnerstag, 04.08.2016, 11:02 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Ich finde gerade dieses "Echte Liebe" ist ein super Beispiel für den Zielkonflikt. Um 2011 rum habe ich zumindest das gar nicht als reinen Marketingclaim wahrgenommen, sondern als etwas Besonderes, das meinen BVB auszeichnet. Etwas, das von vielen Leuten im Verein wirklich gelebt wird.

Ich habe zu der Zeit Klopp sein "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein" abgenommen. Oder zumindest nicht vollständig als etwas, das Fans gerne hören wollen, aufgefasst.

Ich glaube, genau das ist das Problem. Klopp hat uns mit seiner, gelebten Zuneigung zum BVB, diese echte Liebe irgendwie vorgelebt und prägt mich in meiner Erwartung bis heute. Weshalb ich mich mit Tuchels nach außen gezeigter Nüchternheit sehr schwer tue.


Jetzt sind die Protagonisten von damals weg. Oder sie sind wieder da und haben in der Zwischenzeit gezeigt, dass es mit der Liebe wohl doch nicht so weit her war. Ich kann auch von der sportlichen Seite die Abgänge von Großkreutz, Kuba und wohl auch bald Subotic nachvollziehen, trotzdem zeigt mir das auch, dass dieses Gefühl von Einigkeit ein Stück weit weg ist. Kurz gesagt: "Echte Liebe" ist für mich nicht viel mehr als "Mach es zu deinem Projekt", oder "Wenns um Geld geht, Sparkasse".

Der BVB hat sich halt auch nach außen lange als "Hey wir sind anders als die bösen Haie im Haifischbecken." dargestellt. Jetzt ohne die Jungs, die dieses Anderssein verkörpert haben, bleibt halt nur die Erkenntnis, dass wir auch nur ein Hai, wie alle anderen im Becken sind.


Das finde ich an sich schade, weil es sich damals eben einfach verdammt gut angefühlt hat. Und dieses Gefühl möchte ich gerne, zumindest ein Stückchen, wiederhaben.

Geht mir genauso.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Gutini, Donnerstag, 04.08.2016, 11:24 (vor 2793 Tagen) @ Gutini

Ich finde gerade dieses "Echte Liebe" ist ein super Beispiel für den Zielkonflikt. Um 2011 rum habe ich zumindest das gar nicht als reinen Marketingclaim wahrgenommen, sondern als etwas Besonderes, das meinen BVB auszeichnet. Etwas, das von vielen Leuten im Verein wirklich gelebt wird.

Ich habe zu der Zeit Klopp sein "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein" abgenommen. Oder zumindest nicht vollständig als etwas, das Fans gerne hören wollen, aufgefasst.


Ich glaube, genau das ist das Problem. Klopp hat uns mit seiner, gelebten Zuneigung zum BVB, diese echte Liebe irgendwie vorgelebt und prägt mich in meiner Erwartung bis heute. Weshalb ich mich mit Tuchels nach außen gezeigter Nüchternheit sehr schwer tue.


Ich glaube, Klopp hat sich vom BVB, vom Drumherum mitreißen lassen und hat sich verliebt. Das muss man bei Tuchel auch schaffen. Ist aber heute viel schwieriger als 2008.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

fabian 1909, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 11:20 (vor 2793 Tagen) @ Gutini

Ich glaube, genau das ist das Problem. Klopp hat uns mit seiner, gelebten Zuneigung zum BVB, diese echte Liebe irgendwie vorgelebt und prägt mich in meiner Erwartung bis heute. Weshalb ich mich mit Tuchels nach außen gezeigter Nüchternheit sehr schwer tue.

Ist das Vorleben dieser Zuneigung denn die Aufgabe des Trainers? Muss es nicht eigentlich genau umgekehrt sein? Und ich glaube, dass es bei Klopp auch genau andersherum war. Klopp hat sich durch diese besondere Emotionalität in diesem Verein selbst auch darin so sehr verliebt.

Ich finde es schwierig, dem Trainer wegen Nüchternheit eine Mitschuld an einer Entwicklung der Entfremdung zwischen Profifußballs und Fans zu geben. Ich glaube, dass das tiefer gehende Gründe hat.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Gutini, Münster, Donnerstag, 04.08.2016, 11:36 (vor 2793 Tagen) @ fabian 1909

Ich glaube, genau das ist das Problem. Klopp hat uns mit seiner, gelebten Zuneigung zum BVB, diese echte Liebe irgendwie vorgelebt und prägt mich in meiner Erwartung bis heute. Weshalb ich mich mit Tuchels nach außen gezeigter Nüchternheit sehr schwer tue.


Ist das Vorleben dieser Zuneigung denn die Aufgabe des Trainers?

Nein muss er nicht!
Muss es nicht eigentlich genau umgekehrt sein? Und ich glaube, dass es bei Klopp auch genau andersherum war. Klopp hat sich durch diese besondere Emotionalität in diesem Verein selbst auch darin so sehr verliebt.

Klopp hat einen halt auf diese Reise mitgenommen. Das ist alles.


Ich finde es schwierig, dem Trainer wegen Nüchternheit eine Mitschuld an einer Entwicklung der Entfremdung zwischen Profifußballs und Fans zu geben. Ich glaube, dass das tiefer gehende Gründe hat.

Ich gebe Tuchel überhaupt keine Mitschuld. Er ist halt ein komplett andere Typ als Klopp. Man kann ja niemandem vorwerfen, wenn er nicht so extrovertiert ist. Sollte auch kein Vorwurf sein. Es wäre sicherlich merkwürdig, wenn Tuchel hier den Klopp spielen würde. Ist für mich nur eine Situationsbeschreibung.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 11:11 (vor 2793 Tagen) @ Gutini

Ich finde gerade dieses "Echte Liebe" ist ein super Beispiel für den Zielkonflikt. Um 2011 rum habe ich zumindest das gar nicht als reinen Marketingclaim wahrgenommen, sondern als etwas Besonderes, das meinen BVB auszeichnet. Etwas, das von vielen Leuten im Verein wirklich gelebt wird.

Ich habe zu der Zeit Klopp sein "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein" abgenommen. Oder zumindest nicht vollständig als etwas, das Fans gerne hören wollen, aufgefasst.


Ich glaube, genau das ist das Problem. Klopp hat uns mit seiner, gelebten Zuneigung zum BVB, diese echte Liebe irgendwie vorgelebt und prägt mich in meiner Erwartung bis heute. Weshalb ich mich mit Tuchels nach außen gezeigter Nüchternheit sehr schwer tue.

Wobei Tuchel durchaus auch schon sehr emotionale Sätze zum BVB und zum Stadion gesagt hat.

Der Punkt ist nur:

a) Tuchel ist vom Typ her nicht Klopp.
b) Tuchel gibt deutlich seltener Interviews.
c) Tuchel ist in einer anderen Phase Trainer beim BVB geworden.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Gutini, Münster, Donnerstag, 04.08.2016, 11:47 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Ich finde gerade dieses "Echte Liebe" ist ein super Beispiel für den Zielkonflikt. Um 2011 rum habe ich zumindest das gar nicht als reinen Marketingclaim wahrgenommen, sondern als etwas Besonderes, das meinen BVB auszeichnet. Etwas, das von vielen Leuten im Verein wirklich gelebt wird.

Ich habe zu der Zeit Klopp sein "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein" abgenommen. Oder zumindest nicht vollständig als etwas, das Fans gerne hören wollen, aufgefasst.


Ich glaube, genau das ist das Problem. Klopp hat uns mit seiner, gelebten Zuneigung zum BVB, diese echte Liebe irgendwie vorgelebt und prägt mich in meiner Erwartung bis heute. Weshalb ich mich mit Tuchels nach außen gezeigter Nüchternheit sehr schwer tue.


Wobei Tuchel durchaus auch schon sehr emotionale Sätze zum BVB und zum Stadion gesagt hat.

Der Punkt ist nur:

a) Tuchel ist vom Typ her nicht Klopp.
b) Tuchel gibt deutlich seltener Interviews.
c) Tuchel ist in einer anderen Phase Trainer beim BVB geworden.

Du hast absolut recht. Es sollte auch keine Kritik darstellen, eher eine Feststellung. Nach diesen Jahren mit Klopp ist es auch sicherlich richtig nun einen anderen Trainertyp zu haben. Nur verändert sich damit der Verein in der Außendarstellung sehr stark. Das muss ja nicht schlecht sein. Unter Röber oder Doll war man auch BVB-Fan ohne emotional vom Trainer mitgenommen zu werden.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

fabian 1909, Donnerstag, 04.08.2016, 10:41 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Ja, aber es WAR damals halt genauso ein Marketingclaim wie heute.

Der Grund dass Du ihn damals geglaubt hast und heute nicht mehr, ist doch hautsächlich in Dir zu suchen, bzw. liegt an Deiner Wahrnehmung. Er war damals nicht mehr oder weniger wahr als heute.
Klopp hat genauso hart gestandene Spieler rausgeworfen (Frei, Kringe) und (da weniger Geld da war hauptsächlich Talente) neue geholt, und das auch nicht nur die tollen die wir heute noch zu recht feiern, sonder halt auch solche umstrittenen und menschlich wenig hierher passende wie den Kevin-Prince.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Fair Play, NRW, Donnerstag, 04.08.2016, 10:36 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Ich finde gerade dieses "Echte Liebe" ist ein super Beispiel für den Zielkonflikt. Um 2011 rum habe ich zumindest das gar nicht als reinen Marketingclaim wahrgenommen, sondern als etwas Besonderes, das meinen BVB auszeichnet. Etwas, das von vielen Leuten im Verein wirklich gelebt wird.

Ich habe zu der Zeit Klopp sein "Wir sind alle ein bisschen verliebt in diesen Verein" abgenommen. Oder zumindest nicht vollständig als etwas, das Fans gerne hören wollen, aufgefasst.

Jetzt sind die Protagonisten von damals weg. Oder sie sind wieder da und haben in der Zwischenzeit gezeigt, dass es mit der Liebe wohl doch nicht so weit her war. Ich kann auch von der sportlichen Seite die Abgänge von Großkreutz, Kuba und wohl auch bald Subotic nachvollziehen, trotzdem zeigt mir das auch, dass dieses Gefühl von Einigkeit ein Stück weit weg ist. Kurz gesagt: "Echte Liebe" ist für mich nicht viel mehr als "Mach es zu deinem Projekt", oder "Wenns um Geld geht, Sparkasse".

Das finde ich an sich schade, weil es sich damals eben einfach verdammt gut angefühlt hat. Und dieses Gefühl möchte ich gerne, zumindest ein Stückchen, wiederhaben.

Das möchte ich nochmal hervorheben, es war auch tatsächlich erst dieses "Gefühl" da, daraus wurde dann später dieser claim entwickelt. Insofern fand ich die Beschreibung zum damaligen Zeitpunkt auch passend. Dass es mit der Zeit und bis heute auf die Spitze getrieben wurde ist offensichtlich. Aber es war nicht so, dass man einen claim in die Welt gesetzt hat und den dann mit Leben füllen musste, sondern umgekehrt. Das kommt mir in der Nachbetrachtung etwas zu kurz, deswegen find ichs gut dass Du das so ausdrücklich erwähnst.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

fabian 1909, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 10:30 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Das finde ich an sich schade, weil es sich damals eben einfach verdammt gut angefühlt hat. Und dieses Gefühl hätte ich dann gerne, zumindest ein Stückchen, wiederhaben.

Aber das heißt doch eben, dass es wieder mit mehr Leben gefüllt werden müsste und nicht nur ein bisschen besser verpackt werden darf.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 10:33 (vor 2793 Tagen) @ fabian 1909

Das finde ich an sich schade, weil es sich damals eben einfach verdammt gut angefühlt hat. Und dieses Gefühl hätte ich dann gerne, zumindest ein Stückchen, wiederhaben.


Aber das heißt doch eben, dass es wieder mit mehr Leben gefüllt werden müsste und nicht nur ein bisschen besser verpackt werden darf.

Ja, klar. Wobei ich gar nicht groß weiß, wo dabei wirklich der Unterschied ist. Sobald ich danach ein bisschen handel, fülle ich es ja auch wieder ein bisschen mit Leben.

Keine Romantik, rationale Aufarbeitung.

fabian 1909, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 10:39 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Ja, klar. Wobei ich gar nicht groß weiß, wo dabei wirklich der Unterschied ist. Sobald ich danach ein bisschen handel, fülle ich es ja auch wieder ein bisschen mit Leben.

Das Wort Romantik verbinde ich vlt zu sehr, damit dass die Hülle stimmt, das Image, das wonach es aussieht. Weniger das, was wirklich drin steckt. Ich glaube eben, dass diese Hülle beim BVB für viele noch stimmt, für viele hebt er sich wohltuend ab gegenüber dem FC Bayern oder den neuen Konstrukten.

Wer aber genauer hinter die Fassade blickt, sieht immer mehr, wie der BVB in diesem perversen System immer weiter mitmischen möchte. Hinter der Fassade stimmt nicht mehr alles so, wie wir uns das wünschen.

"echte liebe" ---> "lass uns Freunde bleiben"

Piezoelement, Köln, Donnerstag, 04.08.2016, 10:13 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de
bearbeitet von Piezoelement, Donnerstag, 04.08.2016, 10:21

Ein Phänomen das alle Fußballfans vereint, ist das schwelgen in der Vergangenheit.
Wie schon mal geschrieben, ich glaube das der Fußball früher mindestens genauso schmutzig war wie heute. Wenn nicht sogar schmutziger. Der große Unterscheid zur Vergangenheit ist, dass die Stars gläsern geworden sind. 24h Überwachung, Facebook, Twitter und Co sind immer dabei. Erlaubt sich der Spieler einen Fehltritt, kann er sich sicher sein, dass eine Smartphone Kamera diesen aufgezeichnet hat.
Würden wir in diesem Jahr mit dem Kader wieder einen 1:2 Rückstand in ein 3:2 Sieg drehen, dass in einem KO Spiel, ich wäre genauso begeistert wie damals. Da sich doch an dem Sport nichts geändert hat. Für diese 90+X Minuten hat sich für mich persönlich absolut nichts geändert.

Die Spieler waren früher Angestellte des Vereins und sind es heute genauso. Sie spielen beim BVB da wir Millionen zahlen, sobald der BVB diese Zahlungen einstellt verschwinden auch 100% der Spieler.

Was mich interessieren würde, wo war sie denn diese "echte Liebe". Wo hast du sie im Verein gesehen? Oder wolltest du sie einfach sehen, daran glauben.
Echte Liebe war NIE mehr als eine Marketing Slogan, er wurde nicht vom BVB ins Leben gerufen, sondern von einer Marketingfirma, die im Vorfeld jede erdenkliche Zielgruppenanalyse durchgeführt hat um genau ins Schwarze zu treffen. Um Menschen wie dich zu berühren, jeder Schritt, jede Aktion war eine einstudiert, geplante Choreographie.

Ist das schlecht? nur wenn man es schlecht machen will. Wenn wir ehrlich sind hatten wir alle enorm viel Spaß an diesem Entertainment Event, "Echte Liebe"
Dank einem Medienprofi wie Klopp und eine Truppe um die 20, die die Bundesliga auseinandernimmt.
Mir kommt es so vor, als suchen einige verzweifelt nach einem neuen Märchen an das sie glauben dürfen/wolle/sollen.

Dabei braucht es keine Geschichte/Märchen, sobald man aufhört die Gegenwart mit der Vergangenheit zu vergleichen, ständig nur darauf verweist wie viel besser es früher (angeblich) einmal war, stellt man fest, dass die aktuelle Situation ein recht gut geschriebenes Märchen ist, Höhen und Tiefen gehören nun einmal dazu.
Guck dir an wie viel Gedanken sich die Fans über die Zukunft machen, jeder erdenkliche Aspekt wird da bis ins kleinste Detail diskutiert, da uns diese Seite genauso interessiert wie die sportliche.

Das neue Kapitel heißt aktuell im Übrigen "Lass uns Freunde bleiben" ob es so erfolgreich wird wie "echte liebe" wird sich zeigen. Liegt aber auch an den Fans, die es mit Inhalt füllen dürfen.


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Dein Vergleich zu Weihnachten zeigt was die fehlt, Geschenke. Dabei vergisst du das Weihnachten nicht gefeiert wird um sich etwas zu schenken. Wenn du also deinen Blick auf Weihnachten nicht änderst, wirst du nie erfahren was es bedeutet Weihnachten zu feiern und warum es Menschen Freude bereitet.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Fair Play, NRW, Donnerstag, 04.08.2016, 10:13 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Ich denke, dass dieser Zug (des Entgegenwirkens) lange abgefahren ist. Man wird das Rad kaum zurückdrehen können. Der Fußball und seine Nutznießer sind aufgrund des Booms und der massiven Popularität zu schnell zu mächtig geworden. Die gleiche Entwicklung findet man auch in der Nationalmannschaft. Ein Produkt, kaum noch mehr.

Früher regelmäßig zum Training gucken, heute Slomo-Discosound-Trainings-Filmchen aus China. LOL

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

DOinK, Köln, Donnerstag, 04.08.2016, 09:48 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Guten Morgen,
danke für den Text. Kernfrage für mich: reden wir wirklich über "Romantik"? Oder geht es um Identifikation? Oder ist es eine romantische Wunschvorstellung, sich identifizieren zu wollen? Genau das nämlich möchte ich: ein Teil sein wollen. Es einfach (wenigstens meistens) gut finden, was der Verein, aber auch die einzelnen Spieler machen. Vielleicht mag ich deshalb einen Neven mehr als einen Social-Media-König, der Werbung macht ... was auch immer.
Das muss "mein" BVB schaffen. Mir das Gefühl geben, dass es mehr ist "Kunde" zu sein. "Leuchte auf" ist mir da wichtiger als "heute Gratis-Kugelschreiber zum Trikot"; eine gute, gern auch parteiliche Berichterstattung im Netradio sollte weniger mit "und Leute, ich fahre den neuen Astra - ein richtig, richtig geiles Auto ..." zu tun haben.
Ist das Wunsch nach Romantik?

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Bernd, Donnerstag, 04.08.2016, 10:29 (vor 2793 Tagen) @ DOinK

Ist die Romantik, die wir vermissen, nicht mit der Identifikation annähernd gleichzusetzen?
Die Romantik von damals, rief schon eine gewisse Identifikation hervor.
Oder auch umgekehrt.
Für mich sind diese Begrifflichkeiten nicht unbedingt strik zu tennen.

Super Text!

, Donnerstag, 04.08.2016, 09:18 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Hatte ein wenig Pippi in den Augen.
Wenigstens gibt es noch die Leute, die denken wie ich!

Respekt an den Text!

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

herrNick, Donnerstag, 04.08.2016, 09:17 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Romantik wird bei mir genau dann zum Schimpfwort, wenn die Vergangenheit aus meiner subjektiven Sicht zu sehr verzerrt wird. Das ist auch bei diesem Text der Fall und es kommen alle Beispiele, die mich zum Gähnen bringen.
Wir sollen moralische Fragen bei Ablösen von 100 Mio ziehen? Und bei 10 Mio sollten wir das nicht?
Die Spieler sind heute mehr Nomaden als vor 20 Jahren?

Und natürlich gestehe ich jedem zu das anders zu sehen, aber wann unser Verein emotionaler gewesen sein soll als seit 2008 ist mir in den Jahrzehnten davor anscheinend entgangen.

Wenn ich das ganze im Moment zu nüchtern sehe schiebe ich es auf den After-Klopp-Blues. Aber die Mannschaft 16/17 bietet so viel Neues und spannendes, dass ich hoffe der Blues geht vorbei.

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 08:56 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Ich kann mit dem Text nur wenig anfangen. Man nehme allein zwei Stellen:

Kurz gesagt: wann haben wir Fans eigentlich der Emotionalität im Fußball Adieu gesagt?

Ich habe mich das hier ja auch in mehreren Artikeln schon gefragt. Aber nicht hinsichtlich der Frage, welche Spieler kommen und gehen dürfen und wohin man ins Trainingslager fahren darf und wohin nicht, sondern hinsichtlich der Frage, warum man momentan im Stadion das Gefühl hat, dass der Fußball auf dem Platz irgendwo zwischen "war immer schon da" und "störendes Beiwerk" changiert.

Kein Mensch von uns ist BVB-Fan geworden, weil der BVB eine klare Haltung zum Thema "Menschenrechte" hatte oder weil beim BVB nur total nette Jungs aus der eigenen Jugend auf dem Platz standen, sondern wegen des Spiels unten auf dem Rasen. Es wäre schön, wenn wir dieses Thema wieder in den Vordergrund rücken könnten. Denn von dieser Art von Emotionalität hängt letztlich alles ab. (Und insbesondere findet man in der Vereinsführung vielleicht auch wieder mehr Gehör, wenn dort das Gefühl herrscht, mit den Fans an einem Strang zu ziehen.)

Mir tun eher die Leute leid, die meinen, sie hätten alles verstanden und könnten Fußball mit Regeln und kühler Logik erklären. Weiter kann man sich nämlich nicht von einem ursprünglichen Wesen entfernen.

Was soll das ursprüngliche Wesen des Fußballs sein? Wirklich Anhänger, die sich ein relativ kompliziertes Geflecht von Verhaltensregeln aufbauen, oder nicht vielleicht doch Spieler, die versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen, und Verantwortliche, die versuchen, dafür die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen?

Historisch gesehen geht es natürlich um Letzteres. Wie alt ist eine nenneswerte Fankultur? Natürlich ist Fankultur wichtig, und ich will auch nicht Erfolg um jeden Preis, aber man sollte das Drumherum nicht zum eigentlichen Wesen erklären.

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FourrierTrans, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 11:51 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Ich kann mit dem Text nur wenig anfangen. Man nehme allein zwei Stellen:

Kurz gesagt: wann haben wir Fans eigentlich der Emotionalität im Fußball Adieu gesagt?

Ich habe mich das hier ja auch in mehreren Artikeln schon gefragt. Aber nicht hinsichtlich der Frage, welche Spieler kommen und gehen dürfen und wohin man ins Trainingslager fahren darf und wohin nicht, sondern hinsichtlich der Frage, warum man momentan im Stadion das Gefühl hat, dass der Fußball auf dem Platz irgendwo zwischen "war immer schon da" und "störendes Beiwerk" changiert.

Kein Mensch von uns ist BVB-Fan geworden, weil der BVB eine klare Haltung zum Thema "Menschenrechte" hatte oder weil beim BVB nur total nette Jungs aus der eigenen Jugend auf dem Platz standen, sondern wegen des Spiels unten auf dem Rasen. Es wäre schön, wenn wir dieses Thema wieder in den Vordergrund rücken könnten. Denn von dieser Art von Emotionalität hängt letztlich alles ab. (Und insbesondere findet man in der Vereinsführung vielleicht auch wieder mehr Gehör, wenn dort das Gefühl herrscht, mit den Fans an einem Strang zu ziehen.)

Dennoch muss man sich aber auch mit dem, wie der Verein sich entwickelt und wie sich die Führung verhält, "identifizieren" können oder zumindest einigermaßen auf einer Linie liegen. Erst einmal ganz wertfrei gesagt.
Ich denke es gibt schon viele Dinge die einem Fan, der wirklich wegen dem Fußball zur Borussia gekommen ist, mittlerweile teilweise sehr unangenehm sind.

Mir tun eher die Leute leid, die meinen, sie hätten alles verstanden und könnten Fußball mit Regeln und kühler Logik erklären. Weiter kann man sich nämlich nicht von einem ursprünglichen Wesen entfernen.

Was soll das ursprüngliche Wesen des Fußballs sein? Wirklich Anhänger, die sich ein relativ kompliziertes Geflecht von Verhaltensregeln aufbauen, oder nicht vielleicht doch Spieler, die versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen, und Verantwortliche, die versuchen, dafür die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen?

Historisch gesehen geht es natürlich um Letzteres. Wie alt ist eine nenneswerte Fankultur? Natürlich ist Fankultur wichtig, und ich will auch nicht Erfolg um jeden Preis, aber man sollte das Drumherum nicht zum eigentlichen Wesen erklären.

Für mich ist das ursprüngliche Wesen des Fußballs der Sport und die daraus entwickelte persönliche Nähe zu einem Verein, sofern man nicht selbst kickt. Der Fußball entwickelt sich weiter, sicherlich, dennoch muss man sich die Frage stellen, wieviel "vom ganzen Drumherum" eigentlich noch im Entferntesten mit dem Sport zu tun hat. Die hier auch kürzlich diskutierte Umfrage des Vereins rund um den Heimspieltag, spricht da durchaus auch Bände.

Wir sind doch momentan schon in einem Stadium der Kommerzialisierung (in der 1. Bundesliga, speziell bei den Clubs des oberen Tabellendrittels) angekommen, das für jeden, der wirklich wegen Fußball ins Stadion kommt, ziemlich unerträglich ist. Wer das leugnet, redet sich die Situation schön oder ist halt eben einer von den Zuschauern, die nicht primär wegen des Fußballs ins Stadion gehen, was natürlich auch völlig legitim ist.
Wir sind hier sicherlich noch lange nicht am Ende angekommen, sollte man weiterhin alles nach dem Motto "ist halt so, wir wollen ja weiterhin mithalten" akzeptieren, werden wir in 10 Jahren ganz andere "Zustände" vorfinden. Wer mal in den USA, beispielsweise, bei einem NFL Spiel war, der wird wissen was ich meine. Ein kleiner Blick nach England zeigt den nächsten Schritt, aber nicht den letzten. Es gibt noch so viel Geld zu verdienen mit dem Fußball in Europa, nur die "konservativen" Fans stören da noch.

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 12:01 (vor 2793 Tagen) @ FourrierTrans

Wir sind doch momentan schon in einem Stadium der Kommerzialisierung (in der 1. Bundesliga, speziell bei den Clubs des oberen Tabellendrittels) angekommen, das für jeden, der wirklich wegen Fußball ins Stadion kommt, ziemlich unerträglich ist. Wer das leugnet, redet sich die Situation schön oder ist halt eben einer von den Zuschauern, die nicht primär wegen des Fußballs ins Stadion gehen, was natürlich auch völlig legitim ist.

Oder besitzt einfach nur ein funktionierendes Langzeitgedächtnis.

Wer zwischen 1998 und 2003 auch nur einmal einen Fuß in das Westfalenstadion gesetzt hat, weiß, dass wir uns aktuell in einem Stadium befinden, indem man ganz entspannt ins Stadion gehen kann, ohne einer großen Werbeveranstaltung beizuwohnen. Es flimmert ein bisschen Werbung über die Videoleinwand, ab und zu ist aus Sponsoringgründen jemand von irgendeiner Firma zu Gast, und Norbert Dickel muss ein paar Mal den falschen Namen des Stadions sagen. Das war es.

Wenn ich mal an früher erinnern darf: Zusätzlich von all dem, was ich gerade gesagt habe (vom falschen Namen mal abgesehen, aber den gibt es jetzt auch schon seit 2005), kam DJ Ötzi aus den Boxen, gab es Busrennen in der Halbzeit und on top eine vollzählige Aufzählung des Sponsorenpools ("Champion Partner") vor Spielbeginn. Dazu gab es kein von Fans orgainisiertes und wirklich informatives Vorprogramm und generell deutlich weniger Rücksicht und Interesse auf die Belange der Fans.

Je länger ich darüber nachdenke: Mir ist wirklich nicht klar, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, im Moment sei es im Stadion relativ scheiße. Es ist eigentlich relativ gut.

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FourrierTrans, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 12:37 (vor 2793 Tagen) @ Scherben
bearbeitet von FourrierTrans, Donnerstag, 04.08.2016, 12:49

Wir sind doch momentan schon in einem Stadium der Kommerzialisierung (in der 1. Bundesliga, speziell bei den Clubs des oberen Tabellendrittels) angekommen, das für jeden, der wirklich wegen Fußball ins Stadion kommt, ziemlich unerträglich ist. Wer das leugnet, redet sich die Situation schön oder ist halt eben einer von den Zuschauern, die nicht primär wegen des Fußballs ins Stadion gehen, was natürlich auch völlig legitim ist.


Oder besitzt einfach nur ein funktionierendes Langzeitgedächtnis.

Wer zwischen 1998 und 2003 auch nur einmal einen Fuß in das Westfalenstadion gesetzt hat, weiß, dass wir uns aktuell in einem Stadium befinden, indem man ganz entspannt ins Stadion gehen kann, ohne einer großen Werbeveranstaltung beizuwohnen. Es flimmert ein bisschen Werbung über die Videoleinwand, ab und zu ist aus Sponsoringgründen jemand von irgendeiner Firma zu Gast, und Norbert Dickel muss ein paar Mal den falschen Namen des Stadions sagen. Das war es.

Wenn ich mal an früher erinnern darf: Zusätzlich von all dem, was ich gerade gesagt habe (vom falschen Namen mal abgesehen, aber den gibt es jetzt auch schon seit 2005), kam DJ Ötzi aus den Boxen, gab es Busrennen in der Halbzeit und on top eine vollzählige Aufzählung des Sponsorenpools ("Champion Partner") vor Spielbeginn. Dazu gab es kein von Fans orgainisiertes und wirklich informatives Vorprogramm und generell deutlich weniger Rücksicht und Interesse auf die Belange der Fans.

Je länger ich darüber nachdenke: Mir ist wirklich nicht klar, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, im Moment sei es im Stadion relativ scheiße. Es ist eigentlich relativ gut.

Also ich bin erst so ab den anfänglichen 2000er Jahren regelmäßig auf unserer Stehtribüne. Alles davor habe ich meist mit meinem Vater auf Sitzplätzen erlebt, an manches kann ich mich nur noch bedingt erinnern.

Meinem subjektiven Empfinden nach, hat sich die Situation schon gewandelt. Eher hin zur Kommerzialisierung. Gut, wir hatten mal so einen Evonik Banner vor der Süd, der dann zum Glück aufgrund der Proteste irgendwann verschwand, es lief mal Ötzi in der HZ. Ist sicherlich alles richtig. Aber jetzt geht man halt in den Signal-Iduna-Park, wird schon meilenweit vor den Drehkreuzen mit Merchandising-Artikeln von (offiziellen) Ständen bombardiert, glänzt schon gefühlt von der Saarlandstraße aus das riesige Fandingsbums vor der Nordtribüne und soll als Fan darüber entscheiden, ob eine "Kiss-Cam" eine geeignete Bereicherung wäre.
Ich hab keine Option und verbringe internationale Spiele häufiger mal auf Sitzplätzen. Das Publikum dort ist ein völlig anderes, als ich es aus Kinder- oder frühen Jugendtagen kannte. Ich habe in den letzten 3-4 Jahren bei den internationalen Spielen nahezu alle Tribünen + Ecken "bereist". Fragt man da die Sitznachbarn, woher sie die Karte haben, ist die Antwort fast immer "Vom Kunden" oder "Von der Firma".
Da wo vor 2 Jahren noch ältere Leute von einem großen Fanclub aus einer Nachbarstadt meines Heimatortes saßen, ist nun die drölfte Lounge/Loge (Turkish Airlines) "ansässig". Die Fanclub-Leute sitzen jetzt ganz oben in einer Ecke.
Kann man alles gut oder schlecht finden, aber kommerzialisierter ist es sicherlich.

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 12:50 (vor 2793 Tagen) @ FourrierTrans

Kann man alles gut oder schlecht finden, aber kommerzialisierter ist es sicherlich.

Nein. Ich widerspreche da wirklich vehement. Ich erinnere mich noch an die "Wempe-Zeit" auf der uralten Anzeigetafel im Westfalenstadion, wo während des Spiels mehrfach Werbung eingeblendet wurde, oder an die Klatschpappen 1998 gegen Nürnberg. Das war real, und das kann man sich heute nicht mehr vorstellen.

Ich will damit nicht sagen, dass heute alles toll und tutti und spitze ist, aber es gibt einfach nicht die konstante Bewegung in die falsche Richtung, die du suggerierst. Im Stadion selbst, wenn man einmal seinen Platz eingenommen hat und sich auf das Spiel konzentrieren will, ist es sicher besser als in vielen früheren Jahren. Unter der Tribüne, vor dem Stadion und generell auch in der Stadt ist es wohl schlimmer. (Allerdings will ich ungern tauschen, denn das eine kann ich ausblenden, indem ich einfach daran vorbei gehe...)

Ach, und die "Fan-Welt": Wie man da groß Emotionen haben kann, ist mir schleierhaft. Ich war ein paarmal drin, weil ich Tickets abholen musste, und ansonsten setze ich da keinen Fuß rein. Aber wer bin ich, mir da groß Gedanken zu machen, wenn Eltern mit ihren Kindern was einkaufen wollen? Hätte ich mit neun sicher auch toll gefunden. Und auch noch direkt neben dem Stadion!

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Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 13:28 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Vielleicht täuscht der Eindruck auch nur, weil generell immer mehr Fußball und Werbung ist. In der Werbepause des Sonntagfilms wechseln Manuel Neuer und "die Mannschaft" mit Getränkepromotion ab, fahre ich die B1 entlang, zeigt mir ein Schild den Weg zum "Signal Iduna Park" in blau-weiß mit Firmenlogo. Lasse ich Reifen wechseln, dann springt mich das große BVB-Logo dort an, weil Premio Werbepartner ist. Selbst wenn ich bei Rudat Wasser hole, liegen vor der Kasse BVB-Partyartikel.

Man nimmt Fußball abseits der Spiels viel stärker als Werbeträger da und in der Summe finde ich das viel gravierender als die Frage, ob man jetzt die Spielzeit von einem Werbepartner präsentiert oder nicht.

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FourrierTrans, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 12:52 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Kann man alles gut oder schlecht finden, aber kommerzialisierter ist es sicherlich.


Nein. Ich widerspreche da wirklich vehement. Ich erinnere mich noch an die "Wempe-Zeit" auf der uralten Anzeigetafel im Westfalenstadion, wo während des Spiels mehrfach Werbung eingeblendet wurde, oder an die Klatschpappen 1998 gegen Nürnberg. Das war real, und das kann man sich heute nicht mehr vorstellen.

Ich will damit nicht sagen, dass heute alles toll und tutti und spitze ist, aber es gibt einfach nicht die konstante Bewegung in die falsche Richtung, die du suggerierst. Im Stadion selbst, wenn man einmal seinen Platz eingenommen hat und sich auf das Spiel konzentrieren will, ist es sicher besser als in vielen früheren Jahren. Unter der Tribüne, vor dem Stadion und generell auch in der Stadt ist es wohl schlimmer. (Allerdings will ich ungern tauschen, denn das eine kann ich ausblenden, indem ich einfach daran vorbei gehe...)

Ok, ich kann als aktiver, dauerhafter Besucher erst so ab 2001-2002 mitreden. Vorher wollte man mich nicht alleine gehen lassen. Mit 14-15 konnte ich mich dann durchsetzen ;-)

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Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 12:08 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Wir sind doch momentan schon in einem Stadium der Kommerzialisierung (in der 1. Bundesliga, speziell bei den Clubs des oberen Tabellendrittels) angekommen, das für jeden, der wirklich wegen Fußball ins Stadion kommt, ziemlich unerträglich ist. Wer das leugnet, redet sich die Situation schön oder ist halt eben einer von den Zuschauern, die nicht primär wegen des Fußballs ins Stadion gehen, was natürlich auch völlig legitim ist.


Oder besitzt einfach nur ein funktionierendes Langzeitgedächtnis.

Wer zwischen 1998 und 2003 auch nur einmal einen Fuß in das Westfalenstadion gesetzt hat, weiß, dass wir uns aktuell in einem Stadium befinden, indem man ganz entspannt ins Stadion gehen kann, ohne einer großen Werbeveranstaltung beizuwohnen. Es flimmert ein bisschen Werbung über die Videoleinwand, ab und zu ist aus Sponsoringgründen jemand von irgendeiner Firma zu Gast, und Norbert Dickel muss ein paar Mal den falschen Namen des Stadions sagen. Das war es.

Wenn ich mal an früher erinnern darf: Zusätzlich von all dem, was ich gerade gesagt habe (vom falschen Namen mal abgesehen, aber den gibt es jetzt auch schon seit 2005), kam DJ Ötzi aus den Boxen, gab es Busrennen in der Halbzeit und on top eine vollzählige Aufzählung des Sponsorenpools ("Champion Partner") vor Spielbeginn. Dazu gab es kein von Fans orgainisiertes und wirklich informatives Vorprogramm und generell deutlich weniger Rücksicht und Interesse auf die Belange der Fans.

Aber ist nicht genau das das Ergebnis davon, dass sich Leute dafür eingesetzt und kund getan haben, dass das einfach alles zuviel ist und man das nicht möchte?

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 12:16 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Aber ist nicht genau das das Ergebnis davon, dass sich Leute dafür eingesetzt und kund getan haben, dass das einfach alles zuviel ist und man das nicht möchte?

Äh, ja? Und?

Edit: Das ist doch gerade ein Beispiel dafür, worum es im Stadion geht: Fußball. Man organisiert sich als Fans, um Druck ausüben zu können, wenn man das Gefühl hat, dass das Geldverdienen den Vorrang vor dem Spiel selbst erhalten hat. Ich bin froh, dass man das in der Chefetage verstanden und das Rad ein paar Stufen zurückgedreht hat.

Zustimmung Scherben

Ströööh, Saarland, Donnerstag, 04.08.2016, 09:55 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Genau so sehe ich das auch!Mit dieser Sicht auf die Dinge kann ich viel mehr anfangen! Dennoch auch punktuell Zustimmung an Sascha.

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prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Donnerstag, 04.08.2016, 09:25 (vor 2793 Tagen) @ Scherben


Ich habe mich das hier ja auch in mehreren Artikeln schon gefragt. Aber nicht hinsichtlich der Frage, welche Spieler kommen und gehen dürfen und wohin man ins Trainingslager fahren darf und wohin nicht, sondern hinsichtlich der Frage, warum man momentan im Stadion das Gefühl hat, dass der Fußball auf dem Platz irgendwo zwischen "war immer schon da" und "störendes Beiwerk" changiert.

Kein Mensch von uns ist BVB-Fan geworden, weil der BVB eine klare Haltung zum Thema "Menschenrechte" hatte oder weil beim BVB nur total nette Jungs aus der eigenen Jugend auf dem Platz standen, sondern wegen des Spiels unten auf dem Rasen. Es wäre schön, wenn wir dieses Thema wieder in den Vordergrund rücken könnten. Denn von dieser Art von Emotionalität hängt letztlich alles ab. (Und insbesondere findet man in der Vereinsführung vielleicht auch wieder mehr Gehör, wenn dort das Gefühl herrscht, mit den Fans an einem Strang zu ziehen.)

Ich lese in Saschas Text (mit dem ich sehr viel anfangen kann), mehr rein als eine Fokussierung auf Fanbelange und ethisch richtiges Vereinsverhalten (welches das Geschehen auf dem Spielfeld außer Acht lässt). Klar ist niemand ausgerechnet aus diesen Gründen Borussia-Fan geworden, aber zumeist wohl aus einer Kombination vieler anderer Gründe: Eine besondere Art Fussball zu spielen mag dazu gehört haben (aber ein Alleinstellungsmerkmal war hier ja auch eher die Ausnahme, als die Regel - Borussia sammelt aber jedes Jahr neue Fans). Borussia Fans wurden aber auch viele u.a. wegen dem persönlichen Bezug zur Stadt Dortmund und der Rolle, den der BVB für die Stadt einnimmt. Borussia Fans wurden auch einige aus Sympathie zu handelnden Akteuren (Trainer) oder Spielern. Andere, weil sie das Gefühl hatten, das der Verein und alles drumherum was besonderes sind. Andere, weil der Verein gerade erfolgreich war. Nicht wenige vermutlich, weil ihnen im Kindestalter die Triktots oder die Vereinsfarben gut gefielen. Wiederum andere, weil sie ein sozialer Bezug zur Borussia brachte. Oder auch die Ausstrahlung, die Südtribüne und Auswärtsmob auf sie hatten. Und diese Liste lässt sich ewig weiterführen und hat dann in vielen Fällen eher sekundär mit dem Geschehen auf dem Platz zu tun.

Diese "Entscheidungsgründe" (ich mag das ganze eigentlich nicht so rational sehen und bin emotional eher bei der Erklärung Nick Hornbys, dass die Vereinswahl nicht vom Fan ausgeht, sondern dass der Verein sich den Fan aussucht) fundieren dann in gewisser Weise die Liebe zur Borussia, verändern sich und weiten sich dann im Fan-Leben auch aus. Konfrontiert mit den Beweggründen Hunderter anderer "Familienmitglieder" adaptiert man einige deren Gründe, andere verwirft man. So ensteht dann ein Gesamtbeziehungsbild, dass die individuelle Fan-Verein-Bindung prägt. Und diese Bindung, da bin ich ganz bei Sascha, darf ruhig gegen kühl-rationale (Frau Merkel würde sagen: marktkonforme) Argumentation verteidigt werden - ach was, nicht darf, sollte, muss.

Das ist nämlich für mich gelebte Vereinskultur - jeder soll die Gemeinschaft, deren Teil er ist, so gestalten wollen, wie er sie haben möchte. Und da gehört eine Menge mehr zu, als alles dem sportlichen Erfolg unterzuordnen.

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 10:10 (vor 2793 Tagen) @ prosakind

Das ist nämlich für mich gelebte Vereinskultur - jeder soll die Gemeinschaft, deren Teil er ist, so gestalten wollen, wie er sie haben möchte. Und da gehört eine Menge mehr zu, als alles dem sportlichen Erfolg unterzuordnen.

Ich kann dir nur zustimmen, habe Saschas Text aber zu wesentlichen Teilen anders wahrgenommen. Die zitierten Stellen, die meine Stirn runzeln ließen ("der Emotionalität Adieu gesagt haben" --> dieses Form ist seit Monaten voll von Emotionalität, ohne das Borussia gegen einen wichtigen Ball getreten hat; "das eigentliche Wesen" --> wenn es eine Sache gibt, die beim Fußball unverzichtbar ist, dann das Spiel), konnte ich einfach nicht unwidersprochen lassen.

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Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 09:32 (vor 2793 Tagen) @ prosakind

Danke, sehr treffend. Grundsätzlich geht es mir auch darum, der Geschäftsratio etwas entgegen zu setzen. Der Fußball braucht einfach einen Gegenpol und zwischen diesen beiden Polen muss er sich einpendeln.

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prosakind, Donnerstag, 04.08.2016, 12:28 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Danke, sehr treffend. Grundsätzlich geht es mir auch darum, der Geschäftsratio etwas entgegen zu setzen. Der Fußball braucht einfach einen Gegenpol und zwischen diesen beiden Polen muss er sich einpendeln.

Ganz genau so muss es sein. Das man ebend nicht per se Rational ist macht für mich das Fansein aus. Sonst könnte ich ja jeden beliebigen Verein angehören. Man hat ja auch gewisse Vereine die man mag oder nicht oder Neutral gegenüber steht. Wenn ich nur Rational denken würde gäbe es doch nix was Borussia von GE abhebt.

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Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 09:21 (vor 2793 Tagen) @ Scherben
bearbeitet von Sascha, Donnerstag, 04.08.2016, 09:34

Ich kann mit dem Text nur wenig anfangen. Man nehme allein zwei Stellen:

Kurz gesagt: wann haben wir Fans eigentlich der Emotionalität im Fußball Adieu gesagt?

Ich habe mich das hier ja auch in mehreren Artikeln schon gefragt. Aber nicht hinsichtlich der Frage, welche Spieler kommen und gehen dürfen und wohin man ins Trainingslager fahren darf und wohin nicht, sondern hinsichtlich der Frage, warum man momentan im Stadion das Gefühl hat, dass der Fußball auf dem Platz irgendwo zwischen "war immer schon da" und "störendes Beiwerk" changiert.

Kein Mensch von uns ist BVB-Fan geworden, weil der BVB eine klare Haltung zum Thema "Menschenrechte" hatte oder weil beim BVB nur total nette Jungs aus der eigenen Jugend auf dem Platz standen, sondern wegen des Spiels unten auf dem Rasen. Es wäre schön, wenn wir dieses Thema wieder in den Vordergrund rücken könnten. Denn von dieser Art von Emotionalität hängt letztlich alles ab. (Und insbesondere findet man in der Vereinsführung vielleicht auch wieder mehr Gehör, wenn dort das Gefühl herrscht, mit den Fans an einem Strang zu ziehen.)

Ok, unter Freunden ist ein Streitgespräch ja immer mal drin :-)
Ich widerum finde gerade diese Sichtweise von dir als Redaktionsmitglied sehr merkwürdig. Wenn das Spiel alles wäre, dann müssten wir uns als Redaktion ja thematisch nahezu ausschließlich mit Vor- und Spielberichten und Analysen über Sinn und Unsinn von Transfers beschäftigen. Dass wir aber doch ein viel breiteres Themenspektrum haben und das auch immer seine Leser findet, zeigt doch, dass viele Fans auch das "Drumherum" bewegt.

Sicherlich ist niemand Fan des BVB aufgrund seiner Stellung zu Menschenrechten geworden. Natürlich nicht. Aber Fansein beginnt meiner Meinung nach mit Symphatie und Faszination. In der Folgezeit soll beides dann mindestens gleich bleiben, am besten wachsen. Dazu gehört dann aber, dass ich mich den Positionen und Werten des Vereins nahefühle. Um mal ein Gegenbeispiel zu nennen: Für mich wäre es unmöglich, Fan von RB Leipzig zu werden, auch wenn die total begeisternden und mitreißenden Fußball spielen würden.


Mir tun eher die Leute leid, die meinen, sie hätten alles verstanden und könnten Fußball mit Regeln und kühler Logik erklären. Weiter kann man sich nämlich nicht von einem ursprünglichen Wesen entfernen.

Was soll das ursprüngliche Wesen des Fußballs sein? Wirklich Anhänger, die sich ein relativ kompliziertes Geflecht von Verhaltensregeln aufbauen, oder nicht vielleicht doch Spieler, die versuchen, das nächste Spiel zu gewinnen, und Verantwortliche, die versuchen, dafür die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen?

Historisch gesehen geht es natürlich um Letzteres. Wie alt ist eine nenneswerte Fankultur? Natürlich ist Fankultur wichtig, und ich will auch nicht Erfolg um jeden Preis, aber man sollte das Drumherum nicht zum eigentlichen Wesen erklären.

Es geht doch auch gar nicht nur um Fankultur an sich. Fußball folgt nicht ausschließlich, wie oft dargestellt, wirtschaftlichen Logiken und aufeinander aufbauenden Entwicklungen. Beispiel: Die Bayern verlieren in der Regel 19 von 20 Heimspielen nicht gegen Mainz. Weil sie den stärkeren Kader haben, wirtschaftlich fünf Nummern größer sind und gut Fußball spielen. Gäbe es nur die 19 Spiele, wäre Fußball mit Sicherheit nicht so populär (ganz davon abgesehen, dass das tipico und Co. das Geschäftsmodell entziehen würde ;-) ). Er ist populär, weil Mainz ein Spiel gewinnt, über das man spricht. Weil wir auch mal überraschend Meister werden, oder Leicester unfassbarerweise die Premier League gewinnt. Da werden dann Logiken durch Begeisterung und Leidenschaft überwunden und das ist das, was meiner Meinung nach den Fußball so beliebt macht. Das muss doch weiterhin seine Berechtigung im Fußball haben. Und wo positive Begeisterung existiert, gibt es auch Enttäuschung und negative Emotionen - die dann ebenso in einem gewissen Maße gelebt werden dürfen.

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homer73, Dortmund-Wellinghofen (oder Block 87), Donnerstag, 04.08.2016, 09:59 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Sicherlich ist niemand Fan des BVB aufgrund seiner Stellung zu Menschenrechten geworden. Natürlich nicht. Aber Fansein beginnt meiner Meinung nach mit Symphatie und Faszination. In der Folgezeit soll beides dann mindestens gleich bleiben, am besten wachsen. Dazu gehört dann aber, dass ich mich den Positionen und Werten des Vereins nahefühle. Um mal ein Gegenbeispiel zu nennen: Für mich wäre es unmöglich, Fan von RB Leipzig zu werden, auch wenn die total begeisternden und mitreißenden Fußball spielen würden.

Da muss man ja gar nicht so weit zurück gehen. Als Hoffenheim 2009 (?) mit tollem Offensivfußball durch die Vorrunde genagelt ist, war der gemeine BVB-Fan sicherlich eher entsetzt, dass das da so gut funktioniert hat, als dass er begeistert war.

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 09:34 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Ich widerum finde gerade diese Sichtweise von dir als Redaktionsmitglied sehr merkwürdig. Wenn das Spiel alles wäre, dann müssten wir uns als Redaktion ja thematisch nahezu ausschließlich mit Vor- und Spielberichten und Analysen über Sinn und Unsinn von Transfers beschäftigen. Dass wir aber doch ein viel breiteres Themenspektrum haben und das auch immer seine Leser findet, zeigt doch, dass viele Fans auch das "Drumherum" bewegt.

Ich habe mit keinem Wort geschrieben, dass das Drumherum uninteressant ist und das Spiel alles ist. Ich sprach vom "Vordergrund", und ich finde, dass es genau dorthin gehört.

Man kann den Spieß nämlich auch umdrehen: Was du als Diskreditierung von "Romantik" empfindest, empfinden andere Fans vielleicht als Overkill. Dass man gefühlt jedes Thema abseits des Fußballplatzes (Nazis, Dubai, Götze, Trikot, Ticketpreise, uvm) x-mal durchkaut, dass es im Stadion aber immer öfter sehr leise ist, wenn Borussia spielt.

Wie gesagt: Ich will damit nicht andeuten, dass etwa unsere Nazi-Hools eigentlich gar kein Problem darstellen. Sondern dass es als sonderbar empfinde, wenn man am Ende einer Sommerpause, in der man jeden möglichen Nebenkriegsschauplatz mehrfach durchgekaut hat, wundert, dass manch ein Mit-Fan von dieser thematischen Breite (und dem entsprechenden Verve) genervt ist.

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Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 09:49 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Das ist aber auch ebenfalls gar nicht, was ich geschrieben und gemeint habe. Ich habe gleichfalls mit keinem Wort gesagt, dass "Nebenthemen" wichtiger sein sollen als das Spiel an sich. Mir geht es darum, dass man im Fußball nicht alles mit "so ist das Geschäft" erklärt werden darf und ökonomische Erklärungen nicht immer über emotionalen Sichtweisen stehen dürfen.

Wie ich an anderer Stelle schrieben, mir ist bewusst, dass die Meinung polarisiert und ich würde mir auch selber oft eine rationelle Sichtweise auf den Gesamtfußball attestieren - ich möchte aber dem anderen Pol auch etwas entgegen setzen. Wenn man sich in der Mitte trifft, ist alles gut. Und wenn einem Dinge am Fußball der Gegenwart nicht enfallen, kann man gerne dagegen halten, was einem früher besser gefallen hat.

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 10:05 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Das ist aber auch ebenfalls gar nicht, was ich geschrieben und gemeint habe. Ich habe gleichfalls mit keinem Wort gesagt, dass "Nebenthemen" wichtiger sein sollen als das Spiel an sich.

Dann habe ich "eigentliches Wesen" vielleicht einfach missinterpretiert?

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Sascha, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 10:15 (vor 2793 Tagen) @ Scherben

Mit eigentlichem Wesen meine ich einfach, dass Fußball so beliebt geworden ist, weil man emotional sein kann. Weil ein Spiel überraschende Wendungen mit sich bringt. Aber auch, weil man sich in einem Verein und mit den Leuten drumherum wohl fühlt und was (auch immer) gemeinsam hat. Weil er viele Möglichkeiten bietet, leidenschaftlich zu sein.

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Scherben, Kiel, Donnerstag, 04.08.2016, 10:47 (vor 2793 Tagen) @ Sascha

Mit eigentlichem Wesen meine ich einfach, dass Fußball so beliebt geworden ist, weil man emotional sein kann. Weil ein Spiel überraschende Wendungen mit sich bringt. Aber auch, weil man sich in einem Verein und mit den Leuten drumherum wohl fühlt und was (auch immer) gemeinsam hat. Weil er viele Möglichkeiten bietet, leidenschaftlich zu sein.

Aber das hat doch alles vorwiegend was mit dem Spieltag und dem Spiel selbst zu tun. Gegen diese Art von Emotionalität richtet sich doch auch niemand.

Mir und anderen geht es eher darum, dass die Logik des Spieltags eher auch abseits des Spieltags Einzug in das Fandasein erhält. Es passieren zwischen den Spielen einfach vorwiegend Dinge, die sehr strukturiert ablaufen müssen und wo tatsächlich eher geplant, organisiert und gerechnet als wirklich gespielt wird. Dazu gehört die wirtschaftliche Komponente, aber auch Trainingspläne, Medizinchecks, Spielertranfers, etc. Das ist eine Phase, in der ich immer eher die Tendenz habe, die Verantwortlichen einfach mal machen zu lassen, anstatt über jedes Details zu diskutieren und zu meckern.

Ich glaube deshalb auch, dass die "Romantik" gar nicht wirklich das Thema ist. Wenn man sich als Fanorganisation ein paar Dinge aussucht, die einem wirklich wichtig sind und an denen man arbeiten möchte, dann findet das auch im Verein Gehör. (Man vergleiche i.Ü. mal das Innenleben beim BVB mit dem von vor zehn Jahren. Da kriegt man aber wirklich Schwierigkeiten, die woanders oft gehörte These zu halten, es würde alles immer schlimmer.) Das Problem heutzutage ist m.E. wirklich eher, dass man mittlerweile über jeden Scheiß mit einem Verve diskutiert, dass der Reflex bei manchen Verantwortlichen und in manchen Medien einfach ist, da komplett die Ohren zu schließen und das pauschal als Lamento der sowieso andauernd Meckernden abzutun. Was natürlich deswegen zum Problem wird, weil es wirklich ein paar wichtige Themen gibt, die einem wirklich am Herzen liegen.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Matze09, Donnerstag, 04.08.2016, 08:47 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Fußball ist ein Geschäft, das von wirtschaftlichen Notwendigkeiten dirigiert wird. Zumindest wird es immer häufiger so dargestellt. Es wird Zeit, dieser Darstellung wieder ein romantisches Ideal entgegen zu setzen, damit der Fußball einen Mittelweg findet, auf dem er langfristig für alle erhalten bleiben kann.


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Sehr guter Text!
Ich hoffe es gibt noch genug Leute, die noch um den Fußball kämpfen.
Und bei dem nicht gesagt wird, es ist kindisch wenn man beispielsweise den Götze-Transfer immer noch schei... findet.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

Poeta_Doctus, Lands Between, Donnerstag, 04.08.2016, 15:09 (vor 2793 Tagen) @ Matze09

Sehr guter Text!
Ich hoffe es gibt noch genug Leute, die noch um den Fußball kämpfen.
Und bei dem nicht gesagt wird, es ist kindisch wenn man beispielsweise den Götze-Transfer immer noch schei... findet.

Ich finde es auch etwas befremdlich, wenn immer argumentiert wird "ist halt ein Business". Andererseits finde ich es ebenso ätzend (und das kommt hier im Forum mindestens genauso oft vor), wenn es immer heißt "du findest Götzes Rückkehr nicht scheiße? wenn Erfolg für dich über alles geht, geh doch zu den Bayern!".
Es soll nämlich tatsächlich möglich sein, sich eine gewisse Fußballromantik erhalten zu haben und trotzdem eine andere Meinung zu Götze zu haben.

Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort

, Thursday, 04.08.2016, 08:38 (vor 2793 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Danke! Das trifft es für mich!

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