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Tuchels PR-Berater (BVB)

FourrierTrans, Dortmund, Montag, 29.05.2017, 20:53 (vor 2517 Tagen) @ Sascha
bearbeitet von FourrierTrans, Montag, 29.05.2017, 20:56

Das ist in der Tat vielleicht das aller erstaunlichste an dem ganzen Vorfall. Selbst diejenigen, bei denen Tuchel von Anfang an gut gelitten war, haben der Darstellung nicht ernsthaft widersprochen, dass Tuchel eher nerdig-verkopft ist und dafür nicht besonders geschickt im Umgang miteinander. Das fanden viele ja durchaus positiv als Gegenpunkt zu Klopps jovalen Erscheinungsbild, das sich im Laufe der Jahre auch abgenutzt hat. Tuchel war in all der Zeit keiner, der sich groß um Fanbelange gekümmert hat. Es schien ihm auch nicht so wirklich wichtig zu sein, ob er langfristig beim BVB angestellt bleibt und fand den Punkt so nachranging, das man Gespräche darüber in die Sommerpause schieben könne.

Und dann, auf einmal und plötzlich, wirkt Tuchel so, als hätte er sich in einem Kokon versteckt und würde nun als empathischer Schmetterling ausschlüpfen. Er verteidigt im Nachgang an die Ereignisse in Leipzig die Fans. Er erklärt in einem Museumsgespräch, dass er es total schade findet, so wenig von der Welt zu sehen und dass er am liebsten bei europäischen Auswärtsspielen nachts durch die Städte wandeln und Land und Leute kennenlernen möchte. Er spricht von Verbundenheit gegenüber dem Verein und gegenüber seinen Spielern.

Das alles ist ein ziemlich krasser Stilbruch. Aber auf eine Art, dass man sich zwangsläufig sagt: das kann doch nicht alles gespielt sein. Was man über Thomas Tuchel hört, passt überhaupt nicht zu dem, was man seit fünf Monaten von Thomas Tuchel hört. Ich weiß selber nicht, was Tuchel nun genau für ein Mensch ist. Auf der einen Seite kommt es doch auch nicht von ungefähr, wenn Spieler, die man im Laufe der Jahre als loyale und glaubwürdige Borussen kennegelernt hat, in nie gekannter Schärfe Position gegen ihn beziehen und wenn man aus verschiedenen Ecken hört, dass Tuchel ein sehr schwieriger Mensch sei. Selbst die Presse schafft es so gut wie nie, über den sportlichen Aspekt hinaus, sich für Tuchel zu erwärmen. Sie alle loben seine Expertise als Fußballlehrer. Mehr aber nicht.

Und auf der anderen Seite hört man ihn auf einer Pressekonferenz und denkt sich: "Das kann doch unmöglich gespielt sein. Der ist doch kein so übler Kerl." Ich habe mir meine Meinung über Tuchel aus den verschiedenen Fragmenten gebildet. Eben auch, weil ich Tuchel über 3/4 seiner Zeit bei uns ganz anders erlebt habe. Und trotzdem kratzen da leise Restzweifel an diesem Bild.

Ich kann sogar verstehen, dass Tuchel mittlerweile viele Fürsprecher hat. Das war dann einfach von Storytelling und Außendarstellung so ziemlich die beste PR-Nummer, die ich jemals im Fußballstadl gesehen habe.

Das ist aber doch alles gar nicht das Problem. Diejenigen, die Tuchel schon von Beginn an misstrauisch beäugt haben, tun dies doch jetzt immer noch. Ich war einer, der am allerlautesten gemotzt hat, als er hier ankam. Komischerweise sind jetzt diejenigen, die damals gesagt haben "Lass ihn doch erst einmal machen, es zählt nur der Erfolg" (auch hier im Forum) komplett anderer Meinung und holen im Grunde genau die Argumente raus, die ich am Anfang schon gegenüber Tuchel vorgebracht habe. Sein Fragwürdiger Charakter.
Gibt es dann jetzt da nur das reine Pro oder das reine Contra? Fordert man automatisch Akis Kopf, nur weil man den Vorgang und die Argumentation bedingt nachvollziehbar findet?

Das Problem ist und bleibt die Kommunikations/-Informationspolitik des Vereins, die schon seit längerer Zeit extrem schlecht ist. Misstrauen ensteht durch Unwissenheit, Hinhaltetaktik, und sich im Nachgang als falsch erweisende Informationen, die schon während des Zeitpunkts der Äußerung wenig glaubhaft waren. Glaubwürdigkeit durch die Einhaltung von öffentlich getätigten Äußerungen. Ganz schwierig wird es, wenn man das Gefühl aufkommt, man bekommt nur den Teil der Wahrheit aufgetischt, der zum gegenwärtigen Zeitpunkt den geringsten Widerstand verursacht.
Diese Problematik wird weder durch das Absägen noch dem Weiterbeschäftigen von Tuchel gelöst werden.
Man muss sich ja einfach nur mal die Frage stellen, warum grade dieses sehr feinfühlige, treue Umfeld und Publikum in Dortmund/im Ruhrgebiet, wegen so einer Personalie (Trainer kommen und gehen, Tuchel ist nicht grad beliebt, nie gewesen) so viel Theater verursacht. Es liegt garantiert nicht daran, dass alle zu Tuchel-Fans mutiert sind.


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