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Danke. Mein Gott. Niemand vergöttert Tuchel ! (BVB)

lothar.e, Montag, 29.05.2017, 17:41 (vor 2516 Tagen) @ Zipfelklatscher

Bin seit 1964 Anhänger des BvB und seit über 30 Jahren Dauerkarteninhaber. Was hier mal kurz zur Sprache kam, beschäftigt mich seit dem Watzke Interview vor dem Hoffenheim Spiel. Nämlich das Verhalten von Joachim Watzke gegenüber Bert van Marwijk, den ich für einen exzellenten Trainer hielt. Die Parallen zu Tuchel sind für mich frappierend und verschaffen mir das Gefühl eines Deja Vue.:

Van Marwijk wird vor dem großen Finanzknall verpflichtet. Ich unterstelle mal, um im Nachlauf der großen Erfolge eine ähnlich erfolgreiche Mannschaft aufzubauen, mit entsprechenden Mitteln. Dann die Fast-Insolvenz. Dies wurde natürlich von van Marwijk thematisiert - "andere Voraussetzungen" etc. Ganz ähnlich: "Auf keinen Fall gehen alle drei". Dennoch aus meiner Sicht Ärmel aufgekrempelt und zum Beispiel Nuri Sahin mit 16 in der Bundesliga aufgestellt, Marc Anre Kruska mit 17 integriert. Spieler konnten nur ablösefrei verpflichtet werden und so weiter. Dennoch sicher im ersten Jahr - glaube 7. geworden und im 2. 6. (ungeprüft). Während des 2. Vertragsjahres dauernde Thematisierung einer Verlängerung des Vertrages. Viele gingen bei zunehmenden Irritationen davon aus, dass BvM nicht mehr lange Trainer sein würde. Dann Verlängerung im Herbst, Entlassung im Dezember nach dem letzten Spiel der Hinrunde 1:2 gegen Leverkusen mit einigem Pech. Ich habe einen Platz in unmittelbarer Nähe der Trainerbänke. In der Halbzeitpause dieses Spiels drängelten etwa 30-40 pickelige Halbvermummte in unsere Reihen um "Van Marwijk raus" und anderes Zeugs zu skandieren. Auf meine Frage, was das soll: "Du willst doch auch, dass der Trainer fliegt". Antwort: Nein.

Was mich bis heute bedrückt, ist, dass der Ordnungsdienst gar nichts gemacht hat, so dass es für mich aussah, wie eine zumindest geduldete Aktion. Und ich konnte mir des Eindrucks nicht erwehren, dass auf der Haupttribüne einige Entscheidungsträger mit heimlicher Freude zugesehen haben, um dann die Entscheidung mit den Gründen zu unterfüttern: "Trainer den Fans nicht mehr zumutbar und Schutz des Trainers vor dem Unmut der Fans". Genau wie heute, sportlich kaum was auszusetzen. In Fankreisen wurde zum Beispiel aber bemängelt, dass BvM nicht nach Dortmund gezogen ist, sonder im Hotel gewohnt hat und sonst zu seiner Familie an der niederländischen Grenze gefahren ist.... Irgendwie: History's repeating.

Was den Kern des "Dissens" ausmacht, heute gibt es im Kölner Stadtanzeiger einen Kommentar eines vom BvB relativ "weit" entfernten Journalisten unter dem Motto "Das bizarre Zerwürfnis zwischen BvB und Tuchel". Neben der Beschreibung einiger der sattsam hier diskutierten gegenseitigen Verfehlungen, die ich nicht beurteilen kann, weil nicht dabei gewesen und ohne "Insiderinformationen", die aber hier ja auch nicht hinterlegt werden wollen, schreibt Frank Nägele: "Dazu gibt es die Anekdote, dass der Geschäftsführer, wie er es aus den Jahren mit Jürgen Klopp gewohnt war, mit dem Trainer auf Augenhöhe von Tag eins an über Fußball reden wollte. Der hat ihn offenbar konsequent spüren lassen, dass dies nicht möglich sei zwischen einem Fußballlehrer und Taktikgenie modernster Prägung und jemanden, der den Sport als Spieler des SV Rot-Weiß Erlinghausen kennengelernt hat. Wer die Gründe des inneren Konflikts bei der Aktiengesellschaft Borussia Dortmund finden will, muss hier anfangen zu suchen."

Wer sich an Bert van Marwijk erinnern kann, wird leicht die Übereinstimmungen im Auftreten, der Demonstration innerer Unabhängigkeit und - von mir vermutet - Charaktereigenschaften erkennen. Bei der Auswahl des neuen Trainers sollten die Verantwortlichen auf solche offensichtlichen Inkompatibilitäten achten. Denn natürlich ist Joachim Watzke wichtiger als jeder Trainer für die KGaA. und steht nicht zur Disposition.

Die von Watzke nach van Marwijk verpflichteten Jürgen Röber (versuchte es nach Hinserie Platz 9 einige Monate und brachte die Mannschaft in Abstiegsnot) und wurde dann von Thomas Doll ersetzt, waren ein klarer Rückschritt. Doll wurde von Watzke vor der Entlassung übrigens geadelt mit dem Hinweis, dass man mit ihm, wie mit einem Freund über Fußball reden kann. Dunkel erinnere ich mich aber auch, dass Joachim Watzke geraume Zeit danach, Klopp war schon da, darüber sprach, dass die van Marwik Entlassung ein Fehler von ihm gewesen sei. Heute habe ich das Gefühl, dass sich mit etwas Abstand auch dass wiederholen könnte. Vielleicht braucht es eine bessere Moderation bei den Verantwortlichen. Oder gibt es doch nur einen?! und alle anderen ordnen sich unter?

Natürlich weiss auch ich, dass es mit Tuchel nicht weitergehen kann. Die Vehemenz, mit der hier wirkliche Freunde und Anhänger des BvB - ich unterstelle keinem, dass er das nicht sei-, das Thema diskutieren, läßt schon erkennen, dass es hier um etwas dringlicheres, als "nur" einen Trainer geht, der entlassen werden soll. Es geht um die Art und Weise und warum es so weit kommen konnte. Ohne Tuchel in allem und jedem verteidigen zu wollen, im öffentlihen Auftritt, und nur den kann ich beurteilen, ist er den Kontrahenten hoffnungslos überlegen.

Nuri Sahin zum Beispiel, den ich seit seinem ersten Spiel, das ich auch gesehen habe, zum Lieblingsspieler erkoren habe, scheint sich meiner Meinung nach ebenso wie Schmelzer abmahnungswürdig vor dem Medienkarren des BvB spannen lassen.

Was moderiert eigentlich unser Pressechef? Keine Meinung, kein Plan? Was denkt unser Sportdirektor, der meinem Verständnis nach für den sportlichen Bereich, auch die sportliche Führung, federführend sein sollte? Nichts zu hören, zu lesen oder zu sehen. Alles kommt von Joachim Watzke, der sich eben als omnipotent im Verein zu verstehen scheint. Oder keine Helfer hat. So oder so: Ungute Polarisierung.

Als letztes: wer "Echte Liebe" so hochhängt und im absolut außerordentlichen Fall des Anschlags von "Der BvB ist eine ganz besondere Familie" redet, dann sich aber ausschließlich den kleinlichen UEFA Regeln für andere, nicht vergleichbare Ereignisse, wegen Spielausfall unterwirft, wird von mir eben genauso in seinem Verhalten hinterfragt wie die UEFA mit ihren Monstranzen "Respect" und "Fairplay". Da der Anschlag nicht in Honolulu, sondern ein paar Kilometer entfernt des Stadions stattfand, hätte ich erwartet, dass der "Familienvater" sich als erstes um seine Spieler und das Trainerteam kümmert und sich persönlich an den Anschlagsort begibt. Gerne auch mit dem UEFA Vertreter. Alles andere hätte die "2. Reihen" vorbereiten können und dann telefonisch abstimmen. Unabhängig von, wer hat was wann an wen mit welchem Unterton kommuniziert, ist das für mich das eigentliche Versäumnis. So bin ich mindestens in diesem Zusammenhang komplett bei Thomas Tuchel bzw. bei dem, was ich von ihm hören und sehen konnte.


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