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Tuchels PR-Berater (BVB)

captain_gut, Rendsburg, Montag, 29.05.2017, 17:27 (vor 2496 Tagen) @ Sascha

Vorweg:
Mir ist natürlich klar, dass wirklich einiges im Argen liegt, und ich gehe auch davon aus, dass das an Tuchel liegt. Und wenn nun die unvermeidliche Trennung kommt, vertraue ich ganz klar Watzke und Zorc und bin fest davon überzeugt, dass es keine Alternative gegeben haben wird.

Aber das ganze ist für mich irgendwie nur schwer zu verstehen und nur sehr schwer vorstellbar, was da vorgefallen sein mag.

Da sind einfach so viele (scheinbare?) Widersprüche, die sich mir nicht ganz erschließen.

Als die Tuchel-Verpflichtung bekannt wurde, habe ich keine Freudensprünge gemacht und war eher skeptisch. Das lag aber eher daran, dass mir der Tuchel-Hype zu seiner Mainzer Zeit auf die Nerven ging und ich ihn für überschätzt hielt. So richtig hatte ich mich aber nicht mit ihm beschäftigt.

Als er dann hier war, fand ich ihn eigentlich von Anfang an sehr angenehm. Was er gesagt hat, kam mir sehr klug und erfrischend reflektiert vor, und er wirkte auf mich offen und sympathisch. Im Grunde denke ich jetzt tatsächlich so, wie Du es schreibst: "Das kann doch unmöglich gespielt sein. Der ist doch kein so übler Kerl." Nur, dass ich den Eindruck seit dem ersten Tag habe und nicht erst das letzte halbe Jahr.

Tuchel war in all der Zeit keiner, der sich groß um Fanbelange gekümmert hat.

Das würde ich gar nicht soo unbedingt unterschreiben. Ich war bspw. überrascht, wie sehr Tuchel nach seinem ersten Heimspiel von der Atmosphäre geschwärmt hat. Sicher sagen kann man wohl, dass Fannähe bei ihm keinen hohen Stellenwert genießt, und dass er keiner ist, der sich gerne feiern lässt. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass er die Aussagen zu den Vorfällen beim Leipzig-Spiel auch zu Beginn seiner Amtszeit getätigt hätte. Ich kann aber verstehen, wenn man das widersprüchlich findet.

Es schien ihm auch nicht so wirklich wichtig zu sein, ob er langfristig beim BVB angestellt bleibt und fand den Punkt so nachranging, das man Gespräche darüber in die Sommerpause schieben könne.

Das stimmt. Andererseits heißt es ja, dass das Verhältnis schon lange zerrüttet ist. Und Phil sagt (bspw.), dass man Tuchel im Winter nur nicht entlassen hat, weil man von Winterentlassungen nichts hält und keine Alternative verfügbar war. Warum sagt Watzke dann, dass er gerne mit Tuchel über eine Vertragsverlängerung gesprochen hätte?

Und dann, auf einmal und plötzlich, wirkt Tuchel so, als hätte er sich in einem Kokon versteckt und würde nun als empathischer Schmetterling ausschlüpfen.

Wie gesagt - so plötzlich habe ich das nicht empfunden. Ich fand ihn von anfang an sehr angenehm.

Er verteidigt im Nachgang an die Ereignisse in Leipzig die Fans.

Wie gesagt - das kam für mich nicht unbedingt überraschend.

Er erklärt in einem Museumsgespräch, dass er es total schade findet, so wenig von der Welt zu sehen und dass er am liebsten bei europäischen Auswärtsspielen nachts durch die Städte wandeln und Land und Leute kennenlernen möchte.

Hmm, das finde ich jetzt nicht unbedingt widersprüchlich.

Er spricht von Verbundenheit gegenüber dem Verein und gegenüber seinen Spielern.

Das ist dann schon etwas überraschend, da stimme ich zu.

Das alles ist ein ziemlich krasser Stilbruch. Aber auf eine Art, dass man sich zwangsläufig sagt: das kann doch nicht alles gespielt sein. Was man über Thomas Tuchel hört, passt überhaupt nicht zu dem, was man seit fünf Monaten von Thomas Tuchel hört. Ich weiß selber nicht, was Tuchel nun genau für ein Mensch ist. Auf der einen Seite kommt es doch auch nicht von ungefähr, wenn Spieler, die man im Laufe der Jahre als loyale und glaubwürdige Borussen kennegelernt hat, in nie gekannter Schärfe Position gegen ihn beziehen und wenn man aus verschiedenen Ecken hört, dass Tuchel ein sehr schwieriger Mensch sei.

Ja, das denke ich auch. Das wird schon alles nicht von ungefähr kommen. Da wird schon was dran sein.

Wobei es mir auch nicht so gelingt, in den Aussagen von Schmelzer und Reus die Schärfe in der Position gegen Tuchel zu entdecken, die andere hier einige andere tun.

Auch ansonsten finde ich, dass seit dem Watzke-Interview in alles Mögliche sehr (zu?) viel hineininterpretiert wird. Vor dem Interview habe ich bspw. quasi gar nicht wahrgenommen, dass Tuchels Kritik an der Ansetzung als Kritik an Watzke verstanden wurde sondern als Kritik an der UEFA ("Entscheidung fiel in einem Büro in Nyon"). (Nuri Sahin schlug übrigens im ASS in die gleiche Kerbe)
Nach dem Interview redeten alle davon, dass Tuchel Watzke mit der Kritik bloßgestellt hat.

Außerdem hagelte es nach dem Interview weitere Berichte aus allen möglichen Ecken, und jeder einzelne wurde als Beleg akzeptiert, dass Tuchel der Teufel ist, auch wenn sie aus Quellen kamen, die hier sonst (zu Recht) kaum noch ernst genommen werden (z.B. Röckenhaus).

Selbst die Presse schafft es so gut wie nie, über den sportlichen Aspekt hinaus, sich für Tuchel zu erwärmen. Sie alle loben seine Expertise als Fußballlehrer. Mehr aber nicht.

Das kann nun aber kein Argument sein, oder? Dass er nicht über seine Kompetenz hinaus gelobt wird, macht ihn ja nicht zum schlechten Menschen. Das liegt vielleicht auch daran, dass er sich nicht so häufig und gerne der Presse stellt. Wobei mir hier auch ein weiterer "Widerspruch" der Persönlichkeit Tuchel einfällt. Er vermeidet Interviews und mag keine PKs, aber in Mainz hat er dann ja diese regelmäßige Presse-/Medienrunde eingeführt, in der er sich schon relativ offen gegeben hat. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, mag er einfach die Interview-/"Verhör"-Atmosphäre nicht sonderlich sondern bevorzugt eine lockere Gesprächsatmosphäre.

Ich kann sogar verstehen, dass Tuchel mittlerweile viele Fürsprecher hat. Das war dann einfach von Storytelling und Außendarstellung so ziemlich die beste PR-Nummer, die ich jemals im Fußballstadl gesehen habe.

Möglich, aber auch irgendwie ein großer Widerspruch. Seine schlechte eigene Darstellung in der Öffentlichkeit war ja immer ein großer Kritikpunkt und auch einer der Gründe, warum er immer als schwieriger Typ dargestellt wurde. Und ausgerechnet der soll jetzt mit so einer PR-Nummer "alle" an der Nase herumführen?

Wie gesagt, ich finde das alles sehr irritierend. Ich habe auch aufgegeben zu verstehen, was da nun wirklich Sache ist. Entweder kommt da im Nachhinein irgendwann was raus oder nicht. So oder so ist die Sache für mich dann abgehakt. Es geht offensichtlich nicht mehr, und von daher: Trainer kommen, Trainer gehen... ;)


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