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Tuchels PR-Berater (BVB)

Sascha, Dortmund, Montag, 29.05.2017, 12:08 (vor 2517 Tagen) @ Didi

Das ist in der Tat vielleicht das aller erstaunlichste an dem ganzen Vorfall. Selbst diejenigen, bei denen Tuchel von Anfang an gut gelitten war, haben der Darstellung nicht ernsthaft widersprochen, dass Tuchel eher nerdig-verkopft ist und dafür nicht besonders geschickt im Umgang miteinander. Das fanden viele ja durchaus positiv als Gegenpunkt zu Klopps jovalen Erscheinungsbild, das sich im Laufe der Jahre auch abgenutzt hat. Tuchel war in all der Zeit keiner, der sich groß um Fanbelange gekümmert hat. Es schien ihm auch nicht so wirklich wichtig zu sein, ob er langfristig beim BVB angestellt bleibt und fand den Punkt so nachranging, das man Gespräche darüber in die Sommerpause schieben könne.

Und dann, auf einmal und plötzlich, wirkt Tuchel so, als hätte er sich in einem Kokon versteckt und würde nun als empathischer Schmetterling ausschlüpfen. Er verteidigt im Nachgang an die Ereignisse in Leipzig die Fans. Er erklärt in einem Museumsgespräch, dass er es total schade findet, so wenig von der Welt zu sehen und dass er am liebsten bei europäischen Auswärtsspielen nachts durch die Städte wandeln und Land und Leute kennenlernen möchte. Er spricht von Verbundenheit gegenüber dem Verein und gegenüber seinen Spielern.

Das alles ist ein ziemlich krasser Stilbruch. Aber auf eine Art, dass man sich zwangsläufig sagt: das kann doch nicht alles gespielt sein. Was man über Thomas Tuchel hört, passt überhaupt nicht zu dem, was man seit fünf Monaten von Thomas Tuchel hört. Ich weiß selber nicht, was Tuchel nun genau für ein Mensch ist. Auf der einen Seite kommt es doch auch nicht von ungefähr, wenn Spieler, die man im Laufe der Jahre als loyale und glaubwürdige Borussen kennegelernt hat, in nie gekannter Schärfe Position gegen ihn beziehen und wenn man aus verschiedenen Ecken hört, dass Tuchel ein sehr schwieriger Mensch sei. Selbst die Presse schafft es so gut wie nie, über den sportlichen Aspekt hinaus, sich für Tuchel zu erwärmen. Sie alle loben seine Expertise als Fußballlehrer. Mehr aber nicht.

Und auf der anderen Seite hört man ihn auf einer Pressekonferenz und denkt sich: "Das kann doch unmöglich gespielt sein. Der ist doch kein so übler Kerl." Ich habe mir meine Meinung über Tuchel aus den verschiedenen Fragmenten gebildet. Eben auch, weil ich Tuchel über 3/4 seiner Zeit bei uns ganz anders erlebt habe. Und trotzdem kratzen da leise Restzweifel an diesem Bild.

Ich kann sogar verstehen, dass Tuchel mittlerweile viele Fürsprecher hat. Das war dann einfach von Storytelling und Außendarstellung so ziemlich die beste PR-Nummer, die ich jemals im Fußballstadl gesehen habe.


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