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... und ich bin verwirrt (Fußball allgemein)

Chappi1991, Mittwoch, 15.03.2017, 22:53 (vor 2591 Tagen) @ chief wiggum

Als einer der keine Bilanzen lesen kann und in Mathe auch immer eine absolute Niete war: Laut kicker HP haben die Blauen einen neuen Rekordumsatz generiert und einen Überschuss von 29,1 Mio€ gemacht und damit ein plus von 6,6 Mio€ im Vergleich zu 2015. Unter meinen oben beschriebenen Vorraussetzungen hört sich das auf der HP vom kicker sehr positiv an. Im Thread geht die Tendenz aber dahin, dass die Blauen finanzielle Probleme bekommen könnten respektive schon haben und die Zukunft wird eher Gelsenkirchen grau gezeichnet. Wo ist mein Denkfehler und warum ist es nicht so positiv, wie es im Kicker dargestellt wird? Klärt mich bitte auf

Es ist im Prinzip schon erläutert worden. Es liegt jedenfalls nicht an Dir. Jetzt vielleicht noch mal unter ein paar Aspekten das Ganze.

Grundsätzlich ist es einfach so, dass die Leute aus dem Sportjournalismus, die darüber schreiben, einfach keinerlei Detailkenntnisse haben. Da wird dann geguckt, was unter dem Strich steht und gut ist. Steht da ein Plus, ist es gut. Steht da ein Minus, ist es schlecht.

Deshalb hat es auch Jahre gedauert, bis bei Niemeier die Presse aufmerksam wutrde. Denn da wurden die Zahlen jedes Jahr durch Sondergeschäfte (teilweise auch gegen die Regeln der Bilanzierung) ins positive gedreht. Jeder mit Ahnung, der die Geschäftsberichte von damals gelesen hat, konnte sehen, dass es wesentlich schlechter stand. Ich hatte damals noch keine Ahnung und habe die Berichte auch nicht gelesen. Wenn ich mit die Zahlen heute angucke, dann frage ich mich schon, wie es sein konnte, dass so lange niemand Alarm geschlagen hat. Andererseits sieht man bis heute, dass sich da in der Presse nichts geändert hat. Steht in unseren Halbjahreszahlen ein Minus, gibt es Geschrei. Steht da ein Plus, ist alles gut. Die Zahlen in diesem Jahr und im letzten sind von der Substanz her praktisch identisch. Nur gab es im letzten GJ die werthaltigen Transfers am Ende und in diesem GJ mit Miki schon einen großen am Anfang.

Wenn man sich die Blauen ansieht, dann haben sie jetzt einen Rekordgewinn gemacht. Aber eben nur, weil sie Sane für eine große Summe verkauft haben. Hätten sie das nicht getan, hätten sie Verlust geschrieben. Beides hat dann in der Höhe des Gewinns/Verlustes nicht unbedingt viel mit der tatsächlichen Lage zu tun. Der Verlust hätte aus Abschreibungen resultiert. Der Gewinn fält dafür auch wieder höher aus, als sich die tatsächliche wirtschaftliche Lage verbessert hat. Weil man das Geld wieder (und sogar noch mehr) in die Mannschaft investiert hat. Das wirkt sich dann erst auf die Ergebnisse der nächsten Jahre so richtig aus. Bei den Blauen zum Teil schon immer sofort, weil das GJ am 31.12. endet. Zu einem kleinen Teil aber nur.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die Blauen ihre Bilanz in den letzten Jahren wesentlich verbessert haben. Sowohl das negative Eigenkapital als auch die Finanzverbindlichkeiten sind wesentlich gesunken. Das ist erstmal sehr positiv. Letztlich ist das aber auch den Mitteln der Transfers ihrer besten Eigengewächse geschehen. Das wäre nicht so schlimm, denn Neuer, Draxler und Sane sind ja wie gesagt Eigengewächse und somit ohne große Kosten in den blauen Schoß gefallen. Allerdings hat man dadurch und weitere Personalentscheidungen die Mannschaft so geschwächt, dass man sich mittlerweile und nun wohl schon auf längere Zeit von den CL-Geldern abgeschnitten hat. Und jetzt vielleicht sogar noch von der EL. Man kann also heute sagen, dass man die Konsolidierung zu Lasten der Substanz vollzogen hat. Und somit ist sie in gewisser Weise für die Katz.

Man kann die Finanzen immer unter verschiedenen Aspekten betrachten. Deshalb kommen verschiedene Menschen auch zu verschiedenen Ergebnissen. Letztlich muss man immer eine Gesamtbetrachtung machen, um zu einem realistischen Ergebnis zu kommen. Und da frisst sich für mich, wie geschrieben, der Konsolidierungserfolg durch den sportlichen Misserfolg und damit Einnahmeausfällen auf.

Die Frage, wie sich das in Zukunft entwickeln wird, hängt also an der aktuellen Mannschaft und der Investitionsfähigkeit. Deshalb war das für mich der spannendste Aspekt. Und da war ich schon überrascht, wie verheerend die Zahlen da sind. Ich hatte schon vor ein paar Wochen geschrieben, dass wohl nicht mehr soviel Geld aus dem Sane-Transfer da ist. Aber nun zeigt sich, dass gar nichts mehr da ist. Da darüber hinaus noch mehr Verbindlichkeiten aus Transfers offen sind als sie selbst noch bekommen. Und dann obendrauf noch 31 Millionen für Bentaleb und Konopljanka zu zahlen sind. Das bedeutet auf gut Deutsch, dass man sich noch Geld leihen muss, allein um die Mannschaft so zu behalten, wie man sie jetzt hat. Will man investieren, muss man entweder richtig Geld auf dem Transfermarkt erlösen oder noch mehr Geld leihen.

Wie gesagt: Heidel hat letztlich 93 Millionen investiert, um eine Mannschaft zu bauen, die die schlechteste seit vielen Jahren ist. Das ist letztlich katastrophal. Und es steht zumindest in Frage, ob die Mannschaft wenigstens in der nächsten Saison den etwas für diesen Aufwand zurückzahlt. Aber das sieht jetzt nicht danach aus. Ich war schon mehr als erstaunt über die Zahlen. Damit hätte ich nicht gerechnet. Letztlich hat Heidel jegliches Pulver verschossen. Finanziell gesehen. Jetzt muss er schon zaubern, um noch etwas daraus zu machen.

Ein Himmelfahrtskommando.


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